Der 28-Jährige erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und schwebt in Lebensgefahr. Zwei Zuschauer mit schwerem Schock im Krankenhaus.

Die Gäste des Dinner-Zirkus in der Alten Hagenbeck'schen Dressurhalle waren gerade bei der Vorspeise des exquisiten Vier-Gänge-Menüs, als der Dompteur Christian Walliser einen entscheidenden und folgenreichen Fehler machte. Gleich zu Vorstellungsbeginn kurz nach 20 Uhr lief der erst 28 Jahre alte, doch bereits überaus prominente Tierdompteur rückwärts in der knapp 140 Quadratmeter großen Manege und stolperte unglücklich, sodass er auf den Rücken fiel.

Daraufhin stürzten sich nach Angaben der Feuerwehr mindestens drei seiner fünf Tiger auf ihn und verletzten ihn lebensgefährlich. Wie sich später herausstellte, wurden Walliser Teile seiner linken Hand abgerissen; mehrere tiefe Biss-Verletzungen am Oberkörper, ein Schädel-Hirn-Trauma und offene Kopfverletzungen zog er sich zu.

Die routinierte Mannschaft von Pagels Dinner-Zirkus handelte schnell und rettete dem 28-Jährigen damit wohl das Leben. Mit harten Wasserstrahlen aus bereitgelegten Schläuchen und mit aufgedrehten Feuerlöschern hielten sie die aufgebrachten und fauchenden Bengalischen Tiger zunächst in einer Ecke in Schach und trieben sie dann zurück in den provisorischen Tunnel aus festem Draht, über den die Raubkatzen in die Manege geführt worden waren. Kurz darauf konnten die Großkatzen in ihren Käfigen eingeschlossen werden.

Zufällig befand sich im Publikum der Zirkusgala ein Arzt, der Erste Hilfe bei dem Schwerstverletzten leistete. Unterdessen raste ein Großaufgebot an Feuerwehr und Sanitätern zur alten Dressurhalle am Nordeingang des Tierparks Hagenbeck.

Im Zuschauerraum herrschte große Aufregung, bei manchen Gästen Panik. Mehrere der 170 Zuschauer erlitten einen Schock und mussten vor Ort behandelt werden. Eine dem Dompteur privat nahestehende Person und eine weitere erlitten sogar einen so starken Schock, dass sie ebenfalls in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die Veranstaltung wurde nach dem Vorfall abgebrochen, die übrigen Gäste von Rettungssanitätern und Notärzten auf Schocksymptome hin untersucht und dann über einen Seiteneingang entlassen.

Das Management der Zirkus-Veranstaltung zeigte sich gestern Abend geschockt. Stefan Pagels, der Veranstalter, erklärte, heute im Laufe des Tages eine Pressemitteilung zu dem Vorfall herausgeben zu wollen.

Die Dressurhalle wird nach Angaben auf der Internetseite des Veranstalters bereits seit 1999 als Raum für exklusive Veranstaltungen genutzt. Ein Jahr zuvor war sie von der Familie Hagenbeck an die heutigen Besitzer des Dinner-Zirkus übergeben worden. Die knapp 650 Quadratmeter große, rechteckige Zirkushalle bietet ohne Manege bis zu 1200 Gästen Platz. Der Dinner-Zirkus selbst ist durch seine Mischung aus Raubtiershow und Artistik, begleitet von kulinarischer Begleitung, über die Grenzen Hamburgs bekannt geworden.