Innensenator Christoph Ahlhaus plant einen Krisengipfel mit dem DFB - Thema „Gewalt rund um den Fußballplatz“ soll Schwerpunkt werden.

Hamburg. Der bislang größte Polizeieinsatz Hamburgs bei einem Fußballspiel fand im November 2008 statt. Gut 800 Beamte sollten bei der Uefa-Cup-Begegnung zwischen dem HSV und Ajax Amsterdam für Ordnung sorgen. Eine Ausnahme, gewiss. Doch selbst bei normalen Bundesliga-Begegnungen sind es zwischen 100 und 300 Polizisten, die rund um das Stadion eingesetzt werden müssen. Und: Auch zu Dritt- und Viertliga-Partien müssen die Ordnungshüter mittlerweile ausrücken, um Randale zu verhindern. Meist hatte die Polizei Ausschreitungen an den Spielfeldrändern großer Stadien und kleiner Stadtteil-Sportplätze schnell unter Kontrolle. Doch bundesweit lagen die im Jahr 2008 gezählten 4577 Gewalttaten rund um Fußballspiele 30 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Ein Umstand, der Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) große Sorgen – und Kosten – bereitet. Im kommenden Jahr wird Ahlhaus den Vorsitz der Innenministerkonferenz übernehmen. Das Problem der ausufernden Gewalt bei Fußballspielen wird einer seiner Schwerpunktthemen sein.

„Die Gewaltbereitschaft insbesondere in und vor Stadien ist ein Problem, das Vereine und die Polizei jeweils allein nicht lösen können. Mein Ziel ist es, aktuell laufende Maßnahmen von Polizei, Sportbehörde, Vereinen, Verbänden, dem DFB und anderen Betroffenen zusammenführen, für ganz Deutschland zu bündeln und weiterzuentwickeln“, sagt der Hamburger Innensenator. Er will dies in enger Zusammenarbeit mit den Sportministern der Länder tun und das Thema zu einem ministeriellen Schwerpunkt in seiner Behörde machen. „Wir müssen jetzt einen dauerhaften Dialog zwischen den Fußballverantwortlichen und den Sicherheitsbehörden etablieren“, so der Senator.

Ahlhaus schließt auch die von Polizeigewerkschaften immer wieder geforderte finanzielle Beteiligung der Vereine nicht aus. Immerhin, so besagen aktuelle Berechnungen, verschlangen derartige Einsätze 2008 bundesweit rund 80 Millionen Euro. „Eine finanzielle Beteiligung der Vereine an diesen Kosten ist zwar rechtlich schwierig, aber es darf nicht tabu sein, darüber nachzudenken“, sagte Ahlhaus dem Abendblatt. „Der Fußball hat eine Verantwortung. Verband und Vereine dürfen sich dieser Verantwortung nicht entziehen.“ Der DFB lehnt eine Beteiligung bislang kategorisch ab. Begründung: Die deutschen Profivereine würden jährlich hunderte Millionen Euro an Steuern zahlen. Bezahlte Polizeieinsätze kämen einer Doppel-Besteuerung gleich. Ein Dialog mit der Innenministerkonferenz sei allerdings nach wie vor selbstverständlich.

Ein weiterer, sehr aktueller Themenschwerpunkt, den Ahlhaus auf der kommenden IMK setzen will: Das Problem der Gewalt gegen Polizeibeamte. Ahlhaus: „Es ist mir seit langem ein Anliegen, hier etwas voranzubringen. Weil auch die Justizministerkonferenz im kommenden Jahr in Hamburg stattfinden wird, haben wir eine große Chance, gemeinsam etwas zu bewegen.“ Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière unterstützt das Thema, so Ahlhaus. Auf der Agenda der IMK unter Hamburgs Federführung wird, so kündigt Ahlhaus an, auch das Thema „Internet-Kriminalität“ ein Schwerpunkt sein. Ahlhaus: „In diesem Bereich ist vieles nicht oder nur unzureichend geregelt. Es wird Kärrner-Arbeit, in diesem vielschichtigen Kriminalitätsfeld Regelungen zu entwickeln. Aber diese Arbeit muss gemacht werden. Wir müssen das Thema endlich ernst nehmen. Der Schaden, zum Beispiel durch Betrug beim Online-Banking und durch das Ausspähen von Daten, ist einfach zu groß.“