Es ist ein beeindruckender Wertewandel: Homosexuelle, die noch vor wenigen Jahren diskriminiert und juristisch verfolgt wurden, haben sich voll etabliert.
Der farbenfrohe Umzug, der morgen als Christopher Street Day durch Hamburg zieht, ist ein eindrucksvoller Beweis für das Erreichte.
Doch so schrill wie der CSD mutet inzwischen die ihn begleitende Polit-Folklore an. In Zeiten des Wahlkampfs stimmt eine rosa Koalition aus CDU, SPD, FDP und GAL den alten Spontispruch an: Solidarisieren, mitmarschieren. Aber wofür demonstriert der Christopher Street Day eigentlich noch, wenn sich alle längst einig sind? Auch das Medienecho ist überwältigend positiv, die Liste der Sponsoren aus der Wirtschaft lang. Selten zuvor waren vermeintlich Benachteiligte so etabliert.
Die Schwulenbewegung hat diesen Erfolg verdient. Doch so viel Unterstützung würde man sich auch für Alleinerziehende, Familien oder Arbeitslose wünschen. Für sie gibt es keine bunten Umzüge, keine Fahnen vor dem Rathaus - und keine ganz große Koalition.