“Ich glaube, ich bin am längsten hier“, sagt Marion Eismann und streicht die geblümten Tischdecken im “Alt Hamburger Aalspeicher“ an der Deichstraße 43 glatt, ein Traditionslokal in denkmalgeschützten Mauern seit fast 30 Jahren.
Und das gilt auch für die Küche: "Wir sind berühmt für unsere Aalgerichte", sagt die 59-Jährige, die das Restaurant seit dem Tod ihres Mannes allein führt. Die Fische stammen aus Bad Zwischenahn bei Emden. Dort hatte ihr Mann, der einst zur See fuhr, die Aal-Zeremonie kennengelernt und nach Hamburg gebracht. "Der Aal wird ausgezogen, der Grete entlang mit der Hand gegessen, und danach gibt es einen Schnaps aus dem Zinnlöffel" erklärt Marion Eismann. Das schmeckte auch schon Inge Meysel und vielen Ministern aus aller Herren Länder (was die Speisekarten auf Spanisch und Russisch erklärt). Prominentester Gast war jedoch König Harald V. von Norwegen: Er bestellte statt Aal Seezunge, zog dann aber doch den typisch norddeutschen Schlehengeist dem Champagner vor. Nach Feierabend genießt die Wirtin, die im Dachgeschoss über dem Restaurant wohnt, die Ruhe, die nur vom Quieken der Entchen auf dem Nikolaifleet unterbrochen wird.