Neben seinem Beruf und seiner fünfköpfigen Familie findet der 48-jährige Karl von Wendt noch Zeit für seine Romane - in aller Herrgottsfrühe.

Hamburg. Seinen ersten Roman schrieb Karl von Wendt, als er gerade einmal zehn Jahre alt war. "Heißer als flüssiges Eisen" hieß das Werk, das er nach dem Vorbild Jules Vernes' erdachte und das von einem U-Boot handelte, welches in die Unterwelt abtaucht. "Nach zehn Seiten war dieses Buch allerdings zu Ende", sagt von Wendt und schmunzelt beim Gedanken an seinen ersten Versuch.

Der große, schlanke Mann hat allen Grund, über diese Anfänge zu lachen, schließlich ist er heute Bestsellerautor. Unter dem Namen Karl Olsberg hat er im Aufbau Verlag bereits zwei Thriller ("Das System", "Der Duft") veröffentlicht, die sich zusammen mehr als 100 000 Mal verkauft haben. Gleichzeitig verfasst er als André Salu Liebesromane ("Ein Engel für zwei", "Ein Engel fällt aus allen Wolken"), die ebenfalls bei Aufbau erschienen sind. Im September kommt der neue Thriller "Schwarzer Regen" auf den Markt, im Frühjahr 2010 erscheint zudem das Sachbuch "Schöpfung außer Kontrolle" - ein ehrgeiziger Zeitplan für den Autor.

Denn das Schreiben ist nur ein Hobby. Im richtigen Leben ist von Wendt Unternehmensberater bei der Hamburger Firma Putz & Partner und hat damit wohl einen der anstrengendsten Berufe gewählt. Umso erstaunlicher erscheint es, dass der 48-Jährige genug Zeit für das Schreiben findet. "Jeden Morgen stehe ich um 5 Uhr auf und setze mich für etwa eine Stunde an den Laptop", sagt der Vater von drei Jungen. Am Wochenende gestatte er sich, etwa eine Stunde länger im Bett liegen zu bleiben. Der Rest des Tages gehöre dann dem Job oder der Familie. "Wenn ich es mal nicht schaffe, mich morgens zum Schreiben hinzusetzen, fehlt mir den ganzen Tag etwas, so habe ich mich mittlerweile an den Rhythmus gewöhnt." Selbst im Urlaub nimmt sich von Wendt deshalb jeden Morgen Zeit zum Schreiben. "So manches Mal sitzt er dann auf dem Hotelflur mit seinem Laptop, das ist mir ehrlich gesagt schon etwas peinlich", sagt seine Frau Carolin von Wendt (48). "Das sieht dann so aus, als hätten wir uns gestritten."

Seine Frau ist seine wichtigste Stütze und gleichzeitig seine schärfste Kritikerin. Hält dem viel beschäftigten Mann den Rücken frei, versorgt die drei Söhne Konstantin (19), Nikolaus (16) und Leopold (10), den Hund, das Haus in Wandsbek. Und sie ist die erste Probeleserin seiner Bücher, geht nicht selten hart mit ihrem Mann ins Gericht. "Wenn ich nicht ehrlich bin, wer dann?", sagt Carolin von Wendt. Und so habe ihr Mann das eine oder andere Mal bereits Passagen oder ganze Kapitel neu geschrieben, nachdem sie das Manuskript mit dem Rotstift bearbeitet hatte.

Von Wendt hat lange für den Erfolg als Autor gekämpft. Seitdem er als kleiner Junge die ersten Zeilen verfasst hatte, ließ den großen, schlanken Mann das Schreiben nicht mehr los. Immer träumte er davon, eines Tages einen Roman veröffentlichen zu können - gar einen Bestseller zu verfassen. Vor genau sechs Jahren stolperte er dann in einem amerikanischen Sachbuch über die entscheidenden Zeilen: Wenn du schreiben willst, setzt dich hin, und zwar jetzt. Gesagt, getan. Von Wendt schrieb einen ersten Jugendroman und kassierte einen Haufen Absagen bei unterschiedlichen Verlagen. "Einen Durchbruch konnte man das nicht nennen", sagt er heute. Auch sein zweiter Jugendroman floppte bei den Verlagen.

Es folgten Kurzgeschichten, mit denen er bei Wettbewerben Preise gewann und sein erster Erwachsenenroman. Doch auch der liegt bis heute in der Schublade. Dort schlummern mittlerweile 16 Manuskripte. Erst mit der ersten Thriller-Idee stieß er mithilfe einer Agentin beim Aufbau Verlag auf Interesse. Mit dem Erscheinen von "Das System" ging für von Wendt der lang gehegte Traum in Erfüllung. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, den eigenen Roman im Buchhandel liegen zu sehen", sagt der studierte Betriebswirt. Und seine Frau ergänzt stolz: "Oder in einen Laden zu gehen und eines seiner Bücher sogar von einer Mitarbeiterin empfohlen zu bekommen."