Sie war eine der eigenwilligsten Charakterdarstellerinnen in Deutschland. Jetzt ist die Mutter von Schauspieler Moritz Bleibtreu in Hamburg nach langjähriger Krebserkrankung gestorben.

Hamburg. Trauer in der Film- und Theaterszene: Die Schauspielerin Monica Bleibtreu, eine der angesehensten Darstellerinnen des Landes, ist tot. Die 65 Jahre alte Grimme-Preisträgerin ist in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai nach langjähriger Krebserkrankung in Hamburg gestorben. Das bestätigte ihre Agentur am Freitag. Die Mutter von Schauspieler Moritz Bleibtreu hatte erst vor wenigen Tagen (4. Mai) Geburtstag. An jenem Tag zeigte das Fernsehen die gebürtige Wienerin noch einmal in einem ihrer letzten Filme: „Ein starker Abgang“ mit Bruno Ganz. „Ihr ist es gelungen, mit ganz wenigen Mitteln ganz große Wirkung zu erzielen“, würdigte sie der Regisseur Heinrich Breloer. In Breloers Verfilmung „Die Manns“ (2001) spielte sie das mütterliche Familienoberhaupt. Auf der Leinwand war sie jüngst in „Hilde“ zu sehen, zuletzt drehte sie noch für die Kinoproduktion „Tannöd“.

Als eigenwillige Charakterdarstellerin stand Bleibtreu für zahlreiche TV- und Kinofilme vor der Kamera, unter anderem mit ihrem Sohn gemeinsam in dem Erfolgsstreifen „Lola rennt“. Sie war die Helene Weigel in „Abschied – Brechts letzter Sommer“ (2000), gab 2001 eine brummige Bäuerin in „Verlorenes Land“, später eine vom Krebs gezeichnete Frau in „Marias letzte Reise“ (2005) und eine 80-jährige Klavierlehrerin in „Vier Minuten“ (2006).

Schon in den 60er-Jahren hatte Bleibtreu kleinere Rollen in TV- Produktionen übernommen, 1969 besetzte sie Franz Peter Wirth im Fernsehspiel „Change“, 1972 folgte ihr Kinodebüt mit „Ludwig - Requiem für einen jungfräulichen König“ – und die Goldene Kamera. Die Absolventin des Max-Reinhardt-Seminars konnte da bereits auf jahrelange Erfahrungen an bedeutenden Bühnen wie dem Burgtheater Wien, dem Schauspielhaus Zürich und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg zurückblicken.

Ihre Wandlungsfähigkeit bescherte der Künstlerin, die in Hamburg und Wien lebte, gerade in jüngster Zeit zahlreiche Auszeichnungen bis hin zum renommierten Grimme-Preis. Sie selbst sah das ein wenig mit Erstaunen: „Ich mache den Beruf jetzt seit über 40 Jahren, und plötzlich tun alle so, als wäre ich vom Himmel gefallen“, sagte Bleibtreu einmal. Erst kürzlich war die viel beachtete Schauspielerin mit dem österreichischen Fernsehpreis Romy als beste Schauspielerin geehrt worden – nur per Einspieler konnte sie sich dafür bedanken. Der Tod der beliebten Mimin hat die Öffentlichkeit überrascht.