Von vielen Seiten ist in den letzten Wochen Kritik an meiner Person und an meinem Führungsstil geäußert worden. Mir persönlich bzw. uns als Präsidium wird unterstellt, dass wir nicht konsensorientiert arbeiteten, nicht gesprächsbereit bzw. an der Meinung der Universitätsmitglieder nicht interessiert seien, ja, dass gar ein Klima der Angst herrsche. Diese Kritik macht mich sehr betroffen. Mir war und ist stets daran gelegen, über die vielen zu lösenden Aufgaben an der Sache orientiert und auf Augenhöhe zu diskutieren, da ich mir sehr bewusst bin, dass wir unsere Universität nur gemeinsam voranbringen können. Um so mehr bedaure ich es, dass es mir bislang nicht immer gelungen ist, dies in der Universität auch zu vermitteln.

Mir ist bewusst, dass insbesondere in diesem Jahr zu viele Reformen gleichzeitig angestoßen worden sind bzw. gleichzeitig bewältigt werden mussten: Die Umstellung des Studiensystems ist in vollem Gange und bindet viele Kräfte. Nach ersten Erfahrungen bei den Bachelorstudiengängen müssen diese teilweise überarbeitet werden, neue Studiengänge sollen im Herbst angeboten werden. Viele Masterprogramme werden in diesem Wintersemester erstmals angeboten werden. Insgesamt ist ein neues, reichhaltiges interdisziplinäres Angebot entstanden auf das wir stolz sein können. Gleichzeitig ist das neue Studiensystem jedoch aufgrund der starken Erhöhung der Prüfungsleistungen und der stärkeren Reglementierung mit erheblichen zusätzlichen Belastungen der Lehrkräfte verbunden. Doch leider erfüllt unser Studieninformationssystem Stine, das entwickelt wurde, um die Lehrenden zu entlasten und die Studierenden zu unterstützen, derzeit noch keinesfalls alle Wünsche und ist sicher noch nicht flexibel genug. Für nicht wenige Universitätsmitglieder stellt Stine noch immer eine zusätzliche Belastung dar. Aus diesem Grund hat das Präsidium entschieden, eine schnelle Erweiterung der Software zugunsten einer Verbesserung zurückzustellen. Darüber hinaus hoffe ich sehr, dass mit der Einführung des neuen Studiengangmanagements eine deutliche Verbesserung der Situation eintreten wird.

Die Entwicklung eines Forschungsprofils und seine Abstimmung innerhalb und außerhalb unserer Universität kosteten uns alle viel Kraft. So erfreulich die Landesexzellenzinitiative auch ist, innerhalb der äußerst kurzen Frist eine so große Zahl hervorragender Anträge vorzulegen, war eine großartige Leistung, belastete jedoch die Forschenden wie die Verwaltungen der Fakultäten und der Zentrale enorm.

Ein weiterer Grund für eine berechtigte Unzufriedenheit ist der Zustand des Rechnungswesens. Bei meinem Amtsantritt standen die Abschlüsse mehrerer Jahre aus, der finanzielle Status der Universität war unklar. Gemeinsam mit der Kanzlerin ist es gelungen, bei der Beseitigung der Altlasten erhebliche Fortschritte zu erzielen. Die Entscheidung, trotz dieser Erschwernisse die Umstellung auf das ausschließlich kaufmännische Rechnungswesen zum 1.1.2009 zu vollziehen, war und ist richtig, weil das Nebeneinander zweier Systeme aufwendig ist und Unklarheiten provoziert. Im konkreten Vollzug gibt es – dies ist nicht zu leugnen – noch erhebliche Defizite. Gemeinsam mit der Behörde sind wir mit Nachdruck dabei, die konkreten Umstellungsschwierigkeiten zu beseitigen, damit unser Ansehen bei unseren Partnern und Geldgebern aus der momentanen Schieflage herauskommt und Hochschullehrer wie Mitarbeiter vor Ort effizient und komplikationsfrei Beschaffungen abwickeln und zeitgerecht einen Status der finanziellen Situation erhalten können. Auch diese Umstellungsschwierigkeiten verschärften die Überlastsituation zusätzlich.

Präsidium und Dekanate sind sich im Grundsatz einig, dass eine umfassende organisatorische Weiterentwicklung aller Funktionsbereiche (Personal, Finanzen, Studierendenverwaltung, Gebäudemanagement, Internationales…) und Ebenen der Verwaltung betreffend dringend erforderlich ist, um die Dienstleistung für Lehre und Forschung nachhaltig zu verbessern. Dabei werden wir darauf achten, dass der Prozess interaktiv mit den Betroffenen erfolgt und personalentwicklerisch begleitet wird. Wir waren uns jedoch auch einig darüber, dass diese Reform schrittweise erfolgen muss. Die vielfältigen und auch neuen Anforderungen verschärften jedoch die Überlastsituation zusätzlich zumal viele Verwaltungseinheiten derzeit noch nicht adäquat mit Personal ausgestattet sind.

Mir und dem ganzen Präsidium ist inzwischen klar geworden, dass wir durch die Fülle der laufenden Veränderungsprozesse und deren Tempo weiten Teilen des wissenschaftlichen Personals und des technischen und Verwaltungspersonals sowie vielen Kolleginnen und Kollegen zuviel zugemutet haben. Wir bedauern dies sehr. Die nötige Kommunikation zwischen allen Gruppierungen ist zu kurz gekommen. Dies gilt für Präsidium, Kammer, Dekanate und den Akademischen Senat genauso wie für die Fakultäten. Dies alles muss und wird sich ändern: Gelingen wird es aber nur, wenn wir mehr aufeinander zugehen.

In den letzten Wochen haben wir das Gespräch mit allen Gruppierungen in unserer Universität gesucht und bereits viele Gespräche geführt, für deren Offenheit wir dankbar sind. Aus diesen Gesprächen wurde deutlich, dass wir dringend die Kommunikation verbessern müssen. Uns ist es ein großes Anliegen, dass insbesondere unser Umgangsstil ein ganz anderer wird. Dies gilt zwischen Präsidium und Akademischem Senat genauso wie in der Kammer. Ohne auf derselben Augenhöhe zu kommunizieren, können wir die anstehenden Reformen nicht meistern. Wie wir gemeinsam die Kommunikation optimieren können, darüber müssen wir uns in den nächsten Wochen intensiv verständigen und konkrete Maßnahmen vereinbaren. Meinen eigenen Beitrag werde ich dazu nach Kräften leisten.

Von vielen Seiten haben wir aus diesen Gesprächen auch mitgenommen, dass die meisten Mitglieder der Universität Reformen für dringend erforderlich halten und den angestoßenen Reformprozess im Grundsatz mittragen wollen. Dies macht uns Hoffnung, dass wir zu einer gemeinsamen Gestaltung der Veränderungsprozesse finden können. Wie uns das gelingen kann, darüber müssen wir uns ab sofort intensiv auseinandersetzen.

In den erwähnten Gesprächen wurden auch Missverständnisse erkennbar, die ausgeräumt werden müssen. Der Gesetzgeber beabsichtigt keinesfalls, dem Präsidium alleine die Bestellung der Dekane oder Dekaninnen zu überlassen. Auch würde das Präsidium eine derartige einseitige Regelung gar nicht gutheißen. Nach geltender Gesetzeslage sind Fakultätsrat und Präsidium aufgerufen, sich auf eine Person zu verständigen. Ein Dekan bzw. eine Dekanin muss somit das Vertrauen beider Organe erlangen. Dekane und Dekaninnen müssen von ihrer Fakultät getragen sein, gehören jedoch in einem weiteren Sinne auch der Universitätsleitung an, weil ihre Arbeit in den Fakultäten enorme Konsequenzen für das Gesamtwohl der Universität mit sich bringt.

Das Präsidium hat den Reformprozess, insbesondere die Entwicklung eines neuen Struktur- und Entwicklungsplanes für unsere Universität von Anfang an gemeinsam mit den Dekanaten aller Fakultäten gestaltet. Es war uns sehr bewusst, dass unsere fünf sehr unterschiedlichen Fakultäten nicht über einen Kamm geschoren werden können. Die fakultätsspezifischen Teile wurden daher in den Fakultäten entwickelt. Einzelne Mitglieder des Präsidiums haben hierzu vor dem Hintergrund ihrer Ressortzuständigkeit höchstens moderierend oder koordinierend mitgewirkt. Keinesfalls wurde von unserer Seite Forschung und Lehre betreffend eingegriffen. Es wurde und wird von Seiten des Präsidiums nicht in Zweifel gezogen, dass die Verantwortung für Forschung und Lehre bei den Fakultäten liegt.

Möglicherweise war unser Ziel, diesen STEP im wohlverstandenen Interesse der Fakultäten noch zum Ende des Sommersemesters dem Hochschulrat zur Verabschiedung vorlegen zu können, angesichts der vielen anderen Belastungen zu ehrgeizig. Wir haben die Zeit, die zur Endabstimmung erforderlich war und noch ist, unterschätzt. Hierdurch kam es zu zusätzlicher Überlastung in den Fakultätsverwaltungen, den Dekanaten, Teilen der Präsidialverwaltung aber auch bei allen Präsidiumsmitgliedern. Die dabei nötige Kommunikation kam in der Endphase deutlich zu kurz. Dies bedauere ich außerordentlich. So wichtig eine zügige Verabschiedung des STEPS für unsere Universität aus Sicht der Dekanate und des Präsidiums auch ist, so sollten wir uns nun die Zeit für eine breite Diskussion nehmen, wohl wissend, dass ein Struktur- und Entwicklungsplan kein strikter Ablaufplan ist, sondern eine Gesamtstrategie beschreibt, die selbst wieder einer fortlaufenden Weiterentwicklung bedarf. Nur wenn dieser STEP von einer möglichst breiten Basis an unserer Universität getragen wird, wird es uns gelingen, unsere Universität so positiv weiterzuentwickeln, wie es unser Ziel ist. Daher habe ich mich zusammen mit den anderen Präsidiumsmitgliedern für eine universitätsweite Diskussion ohne unmittelbaren Zeitdruck zum jetzigen Zeitpunkt eingesetzt.

In der letzten Kammersitzung waren sich Präsidium und Dekane darin einig, dass der STEP-Entwurf nun, da er vollständig vorliegt, universitätsöffentlich gemacht und diskutiert werden soll. Er kann bei allen Dekanaten, bei den Mitgliedern des Akademischen Senates und in Kürze auch bei den Leitungen der Fachbereiche und Einrichtungen unserer Universität eingesehen werden. Vor diesem Hintergrund freue ich mich auf die Diskussion mit den Mitgliedern des Akademischen Senates über die wichtigen Zukunftsfragen unserer Universität Ich bitte Sie Ihre Interessenvertreterinnen bzw. Interessenvertreter im Akademischen Senat bei der Meinungsfindung konstruktiv zu unterstützen. Der Akademische Senat muss eine Stellungnahme beschließen.

Unsere Universität Hamburg habe ich als eine sehr vielfältige Einrichtung mit sehr viel Zukunftspotential kennen und schätzen gelernt, an dessen weiterer Entfaltung ich gerne mit Ihnen zusammen arbeiten möchte.

Mit herzlichem Gruß

Prof. Dr.-Ing. habil. Monika Auweter-Kurtz

- Präsidentin -