Bei dem äußerst realitätsnahen Szenario testeten die Retter der Hamburger Feuerwehr erfolgreich ihre neuen Langzeit-Atemgeräte und neue Einsatztaktiken.
Hamburg. Einzig ein Obdachloser, der sich zur Nacht zwischen seinen Taschen mitten auf dem Bahnhofsvorplatz an der Kirchenallee niedergelegt hatte, bekam von der Aktion nichts mit: Unweit von ihm rannten Feuerwehrleute, junge Männer schrien um Hilfe, reckten den Rettern im vollständig verqualmten Tunnel der U 2 blutig geschminkte Gliedmaßen entgegen. In der Nacht zu Mittwoch probte die Feuerwehr gemeinsam mit Hochbahn und Rettungsdiensten den Ernstfall, der hoffentlich nie eintrifft: einen verheerenden U-Bahn-Tunnelbrand mit vielen Verletzten.
Wenige Minuten vor 1 Uhr bezogen die rund 50 Unfallopfer-Darsteller Position in den Waggons der eigens für die Übung im gesperrten Tunnel geparkten U-Bahn. Keine 20 Minuten später waren sie alle wieder an der frischen Luft - gerettet von 150 an der Übung beteiligten Feuerwehrleuten, die unter Alarmbedingungen in den Tunnel eingerückt waren. "Brände in unterirdischen Verkehrsanlagen gehören zu den schwierigsten Einsatzlagen für die Feuerwehr", sagt Klaus Maurer, Chef der Hamburger Brandbekämpfer. Um zukünftig Verletzten in derartigen Einsatzlagen noch besser helfen zu können, probten die Retter ein neues Einsatzkonzept. Die dabei neu eingesetzten "Langzeitatmer" - mit denen die Beamten anders als bei den bisherigen Geräten eine volle Stunde im Rauch verbringen können - haben sich bewährt, so Maurer. Probleme traten im Laufe der Übung - der größten Übung der Hamburger Feuerwehr in diesem Jahr - an anderer, nicht weniger sensiblen Stelle auf. Feuerwehrsprecher Martin Schneider: "Zur Versorgung der Patienten haben wir einen Behandlungsplatz mit vier Zelten eingerichtet.
Im Sichtungszelt, wo die Verletzten auf die drei anderen Zelte für leicht, schwer und lebensgefährlich Verletzte verteilt werden, gab es Engpässe." Insgesamt sei die Übung hervorragend gelaufen, konstatierten Feuerwehrchef Maurer und Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU), der bis zum Ende des simulierten Großeinsatzes am Hauptbahnhof ausharrte - ebenso wie sein SPD-Kontrahent Andreas Dressel. Ahlhaus lobte den Einsatz der Feuerwehr: "Man kann sich sicher fühlen. Wir haben gesehen, dass auch ein solcher Einsatz routiniert und hoch professionell abläuft." Die Großübung mit dem Titel "Feuriger Elias" war in der Nacht durchgeführt worden, um den Betrieb am Hauptbahnhof nicht über Gebühr zu stören.