Kinder, Kinder, wohin mit ihnen? Wieder waren gestern etwa 50 Kitas in Hamburg geschlossen, überall suchten berufstätige Eltern verzweifelt nach Alternativen. Eine Lösung fanden die Eltern der Kita City Nord: Sie übernahmen die Betreuung in ihrer Kita einfach selbst.

"Wenn man seine Kinder sowieso betreuen muss, dann kann man es auch gleich in der Kita machen", sagte Monika Focks (40) aus Eppendorf.

Die Managerin übernahm gestern gemeinsam mit Softwareentwickler Detlef Menstrup (35) die Rolle der Kita-Erzieherin und kümmerte sich neben ihrer Tochter Lauren (3) auch um die Kinder anderer berufstätiger Eltern. "Jetzt merkt man, was für Herausforderungen die Arbeit in einer Kita bedeutet. Es ist wahnsinnig schwer, jedem einzelnen Kind gerecht zu werden." Focks und Menstrup hatten sich einen Tag frei genommen, am Dienstag hatten zwei andere berufstätige Eltern den Notdienst gemacht. Kita-Leiterin Beate Riege (42) hatte die Initiative angeschoben und freut sich über das Engagement der Eltern: "Die Eltern machen das toll, zur Not können wir dieses Modell wiederholen." Allerdings konnten über Pfingsten nicht alle Eltern rechtzeitig über das Angebot informiert werden, nur sechs Kinder erschienen gestern in der Kita.

Wiebke Spannoth (42) wäre für so ein Angebot dankbar gewesen. Die Betreuung in der Kita ihrer Tochter Elsa (4) fiel ersatzlos aus, also konnte die freie Journalistin gestern nicht arbeiten. Sie besuchte mit Elsa das Sportfest ihres älteren Sohnes Daniel (8). "Es ist auch mal ganz schön, einen ganzen Tag lang an all den Aktivitäten der Kinder teilzuhaben." Doch die Arbeit verschwindet natürlich nicht. "Ich werde wohl heute eine Nachtschicht einlegen müssen", sagt Spannoth. Eine andere Mutter (42) sieht den Streik kritischer: "Für die Kinder ist ein gleichmäßiger Tagesrhythmus wichtig, seit Beginn des Streiks sind die Kinder total unausgeglichen." Die Angestellte aus Hoheluft arbeitet normalerweise neun Stunden am Tag, gestern kümmerte sie sich um ihren Sohn (4) und um zwei Kinder von Freunden. "Es ärgert mich, dass ich gezwungen werde, nicht zu arbeiten." Die Forderungen der Erzieher kann sie nachvollziehen, doch ein Streik treffe die Falschen.

In einem Punkt sind sich aber alle einig. Detlef Wenstrup formuliert es so: "Die Kitas sind für uns enorm wichtig, manchmal erkennt man das erst, wenn sie nicht mehr arbeiten."