Hamburg ist europaweit federführend im Kampf gegen Zwangsehen. Die Sozialbehörde hat zwei Jahre lang ein EU-Projekt koordiniert, an dem sich neben...

Hamburg ist europaweit federführend im Kampf gegen Zwangsehen. Die Sozialbehörde hat zwei Jahre lang ein EU-Projekt koordiniert, an dem sich neben Hamburg die Städte London, Wien, Amsterdam, Utrecht, Stockholm, Istanbul und Zug (Schweiz) beteiligt haben. Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) präsentiert heute in Brüssel als Ergebnis den Leitfaden "Aktiv gegen Zwangsheirat" mit 29 Handlungsempfehlungen.

Ein zentraler Punkt ist die Einrichtung von Wohnprojekten speziell für Frauen, die von Zwangsheiraten betroffen oder bedroht sind. Auch hier geht Hamburg mit gutem Beispiel voran. Im Haushalt 2009 sind für ein solches Projekt 320 000 Euro vorgesehen. Ende des Jahres sollen die Planungen abgeschlossen sein.

Der Leitfaden schlägt außerdem den Ausbau der Prävention vor. Unter anderem sollen Zwangsehen Gegenstand des Schulunterrichts werden und Lehrer so fortgebildet werden, dass sie Risikofaktoren für Zwangsheiraten erkennen und angemessen reagieren. Außerdem werden mehrsprachige Telefon-Hotlines und Notfallhilfen vorgeschlagen.

"Vor allem müssen Familien und Kulturkreise erreicht werden, um das Schweigen über Zwangsheiraten und deren Akzeptanz aufzubrechen", sagte Wersich dem Abendblatt. Besonders bemerkenswert findet Wersich, dass eine Initiative aus Istanbul für das EU-Projekt gewonnen werden konnte, obwohl die Türkei nicht Mitglied der EU ist.