Mit “Tante Ju“ über Hamburg - Zehn Kinder gewannen bei einem Kreativwettbewerb einen Rundflug über Alster und Elbe.

Langsam beginnen sich die Propeller von "Tante Ju" zu drehen. Siggi Hammer beobachtet sie gespannt von seinem Sitz aus. Erwartungsvoll achtet der 10-jährige Steppke aus Duvenstedt darauf, wie das Flugzeug allmählich anfängt zu ruckeln und zu zuckeln erst ganz sachte, dann immer doller. Endlich setzt es sich in Bewegung. Siggi hält sich mit seinen Händen an der Sitzlehne fest. Er ist nicht ängstlich, aber beeindruckt. Immer schneller rollen die Flugzeugräder nun über den Boden. Siggi riecht jetzt den Geruch des Motoröls. Am Fenster sieht er dabei die bunte Kulisse des Hamburger Flughafens aus Hangars, Tankwagen und vielen Menschen und Maschinen vorbeiflitzen. Dann hebt das Flugzeug plötzlich ab. Lautlos und unspektakulär. Und Siggi ist in der Luft. Im Schoß von "Tante Ju". "Das ging ja schnell", sagt Siggi verdutzt. Nun lässt er die Lehne los. Und genießt unbeschwert die Vogelperspektive.

So wie übrigens noch neun andere Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren. Sie alle flogen am Sonnabendvormittag mit dem Lufthansa-Traditionsflugzeug "Ju 52" gemeinhin bekannt als "Tante Ju" und gebaut im Jahre 1936 eine knappe Stunde lang über Hamburg und die nähere Umgebung. Denn sie waren die Gewinner des Kreativwettbewerbs "Wie würde Dein ‚grünes‘ Flugzeug aussehen?". Mit viel Phantasie hatten die Nachwuchsingenieure in den vergangenen Wochen im Rahmen der Vorlesungsreihe "Technik für Kinder Faszination Fliegen" (einer Gemeinschaftsveranstaltung der Initiative Luftfahrtstandort Hamburg und der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften) zukunftsweisende Flugzeug-Modelle erdacht, die Menschen sicher transportieren und gleichzeitig die Umwelt schützen sollen. Zur Belohnung durften die Kinder dafür jetzt also erleben, wie eines der ersten Flugzeuge überhaupt funktioniert Pilot Claus Cordes nahm sie mit auf eine spannende Reise durch die Lüfte… "Die ‚Tante Ju‘ fliegt mit Benzin. Das Zukunftsflugzeug aber, das ich mir ausgedacht und aufgemalt habe, fliegt alleine durch den Antrieb mit Solarzellen das spart Energie und Abgase", erklärt Siggi, während er mit "Tante Ju" und ihren gut 150 Stundenkilometern gemächlich durch den Himmel tuckert. Doch so richtig viel Lust hat er gerade nicht, seine Idee näher zu erläutern. Was allerdings verständlich ist. Denn Siggi möchte viel lieber aus dem Fenster gucken. Weiter die Aussicht genießen. Zum Beispiel über die Elbe mit der Insel Neßsand darin, oder über die Außenalster und die unzähligen Segelboote darauf, oder über den Hauptbahnhof mit den zig ein- und ausfahrenden Zügen. "Sonst sehe ich diese ganzen Orte ja immer bloß von unten", sagt Siggi selig, "jetzt kann ich mal auf sie drauf schauen das ist ziemlich cool!" Dann ist er wieder still. Aber unterhalten kann man sich in "Tante Jus" engem Bauch eh nicht so gut das laute Motorendröhnen übertönt fast alles.

Und so fliegen Siggi und seine Kumpanen dahin. Am liebsten würden sie nie wieder landen, auch wenn unten ihre Eltern auf sie warten. "Hier oben", sagt Siggi, "fühlt man sich einfach nur frei..." Aber schließlich kommt der Flughafen doch wieder in Sicht. "Was? Schon zu Ende?", rufen die Kinder entsetzt. Siggi schreit am lautesten. "Schöne Zeiten vergehen immer schnell", erklärt Pilot Claus Cordes den Jungen und Mädchen. Siggi blickt indes ein bisschen wehmütig in den Horizont. Dann setzt "Tante Ju" holpernd wieder auf der Erde auf. Der Ausflug mit ihr geht nun zu Ende. "Aber ich bin bestimmt nicht zum letzten Mal geflogen!", sagt Siggi, nun wieder fröhlich, als der Flieger stillsteht und die Passagiere sich ans Aussteigen machen. Siggis Plan ist nämlich: "Pilot werden!" Damit er die Propeller dann auch mal selbst steuern und nicht nur einfach drehen sehen kann. "Oder auch Flugzeugbauer oder Ingenieur oder so etwas…", meint Siggi noch. Die Vorlesungen an der HAW haben bei ihm anscheinend gewirkt.