“Das führt nur zu einer Eskalation“, sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Kapitäne (VDK), Karlheinz Follert in Hamburg. Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) sprach sich erneut klar gegen die Bewaffnung ziviler Schiffe aus.
Trotz der erfolgreichen gewaltsamen Abwehr eines Piratenangriffs auf ein Kreuzfahrtschiff haben Kapitäne und Reeder eindringlich vor der Bewaffnung von Handelsschiffen gewarnt. „Das führt nur zu einer Eskalation“, sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Kapitäne (VDK), Karlheinz Follert in Hamburg. Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) sprach sich erneut klar gegen die Bewaffnung ziviler Schiffe aus. „Wir glauben, dass das die Gefahr für die Besatzungen deutlich erhöht“, sagte dessen Sprecher Max Johns.
Am Wochenende hatten bewaffnete Sicherheitskräfte einen Angriff auf das italienische Kreuzfahrtschiff „MSC Melody“ vereitelt, das mit rund 1500 Menschen auf dem Indischen Ozean unterwegs war. Sie gaben unter anderem Warnschüsse ab, um die mutmaßlich aus Somalia stammenden Piraten zu vertreiben. Vor der Küste des ostafrikanischen Landes war am Wochenende zudem der Getreidefrachter einer Hamburger Reederei entführt worden. Schiffe vor der Küste Somalias werden seit längerem massiv von Seeräubern bedroht. Derzeit haben Piraten dort mehr als 15 Schiffe und mehr als 300 Seeleute in ihrer Gewalt.
VDK-Geschäftsführer Follert betonte, es sei unmöglich, „auf jedem Schiff eine Kampfgruppe zu stationieren“. Normale Seeleute auf zivilen Schiffen seien professionellen Seeräubern jedoch keinesfalls gewachsen. „Piraten haben die besseren Waffen, und sie können besser damit umgehen“, betonte er. Für die große Zahl von Handelsschiffen, die in dem Seegebiet vor der Küste Somalias sowie im Indischen Ozean unterwegs seien, sei eine Bewaffnung daher keine ernsthafte Option.
Bereits vor wenigen Tagen hatten sich Reeder bei einer Tagung in Hamburg vehement gegen private Sicherheitskräfte oder Waffen an Bord von Handelsschiffen ausgesprochen. Die Gefahr einer Eskalation der Gewalt sei zu groß, sagte der Geschäftsführer der Hamburger Reederei John T. Essberger, Stefan Bülow, bei der Konferenz: „Ich habe allergrößte Bedenken, weil wir dann Gefahr laufen, bald die ersten Toten zu sehen.“ Man erwarte vielmehr, dass die Politik den Marineeinsatz gegen Piraten ausweite und Handelsschiffe noch besser schütze. Auch der VDR-Geschäftsführer Hans-Heinrich Nöll forderte, den „militärischen Schutzschirm“ in dem Seegebiet auszudehnen.
Rund 30 Marineschiffe verschiedener Staaten sind derzeit vor der Küste Somalias gegen Piraten im Einsatz. Auch die deutsche Marine beteiligt sich im Rahmen der EU-Mission „Atalanta“ an der Mission.
Es sei Aufgabe der Politik, nach Lösungen für das Piratenproblem zu suchen, betonte auch Follert. Der Militäreinsatz reiche offenbar bislang nicht aus. Piraten weiteten ihr Einsatzgebiet offenbar immer mehr in den Indischen Ozean aus. „Das hat ja eine Qualität erreicht, an die man vor einigen Jahren noch gar nicht gedacht hat“, sagte er: „Das ist die Politik gefordert.“ Der Kampf gegen die Piraten sei aber schwierig, räumte Follert ein: „Das Seegebiet ist sehr groß.“