Hans-Jürgen “Siggi“ Siegler (48) sprach von “Freudentränen“ - während sich seine Kontrahenten wahlweise übergaben oder im Rettungswagen behandeln...
Hans-Jürgen "Siggi" Siegler (48) sprach von "Freudentränen" - während sich seine Kontrahenten wahlweise übergaben oder im Rettungswagen behandeln ließen. Siegler, Polizist an der Wache Nöldekestraße (Harburg), hat beim "Currywurst-Schärfe-Wettessen"-Städtevergleich zwischen Hamburg und Berlin - einem offensichtlich höchst schmerzhaften Wettbewerb - alle Gegner unter den Tisch gegessen. Alle bis auf einen.
Von der "Bruzzelhütte" in Harburg, die sich rühmt, neben sehr schmackhaftem Grillgut auch des Nordens ungenießbarste, weil schärfste Currywurst im Angebot zu haben, war Siegler nach Berlin gereist. Im Gefolge: 70 Fans, ein eigens beorderter Rettungswagen und weitere Teilnehmer des obskuren Wettkampfes.
Man traf sich an der Kult-Wurstbude Curry 36 am Berliner Mehringdamm. Auf dem Speiseplan: Currywurst in Schärfegraden, die schon in der mildesten Form jedem Normalesser mindestens den Hals schwellen, den Kopf erröten und die Augen hervortreten ließen. Die Wettesser stiegen ein bei Schärfegrad 8, was einem Wert von 80 000 auf der nach oben offenen Skala der Schärfegrad-Maßeinheit Scoville entsprach. Zum Vergleich: Tabasco wird mit 5000 Scoville bewertet.
Man aß bis zum Äußersten. Siggi und einige andere schafften es über die Schärfegrade neun und zehn, was sich in etwa so angefühlt haben muss wie ein gepflegter Schwall polizeilichen Pfeffersprays auf die ausgestreckte Zunge. Man aß, bis ausgewachsene Männer vor laufenden Kameras in Tränen ausbrachen, schrien, in Apathie verfielen - oder sich heimlich in die Hände der Sanitäter begaben. Man aß, bis Schärfegrad 12 serviert wurde: Capsaicin, wohl 16 Millionen Scoville scharf. Das schärfste Zeug der Welt. Man bräuchte ein Swimmingpool voller Wasser, um einen Tropfen zu neutralisieren. Oder Siggi Siegler: Er aß, beinahe sah es genüsslich aus. Nur ein Berliner Kontrahent, ein Mann namens Rene Fertig, traute sich an diesen Teufelshappen. Der Wettbewerb wurde abgebrochen, weil eine Steigerung nicht mehr möglich war: Unentschieden.
Siggi Siegler trank einen Kakao. Zwischendurch hatte er - im Gegensatz zur kompletten Konkurrenz - den bewährten Neutralisator gar nicht angerührt. "Ich esse gerne scharf, war früher mal in Israel", plauderte Feuerzunge Siegler. Und ging mit seinen Kumpels zum HSV-Auswärtsspiel. Das ging verloren. Der Wettstreit soll wiederholt werden. Dann wohl in der "Bruzzelhütte" an der Bremer Straße.