Noch führt die viel befahrene Bundesstraße quer durch den Stadtteil und zerschneidet quasi die Wohngebiete. Doch offenbar werden die Pläne für eine...

Noch führt die viel befahrene Bundesstraße quer durch den Stadtteil und zerschneidet quasi die Wohngebiete. Doch offenbar werden die Pläne für eine Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf eine weiter östlich gelegene Bundesbahntrasse immer konkreter. Die Stadtentwicklungsbehörde arbeitet intensiv daran und nannte mit der Zahl von 60 Millionen Euro auch erstmals mögliche Kosten. "Ich halte die Verlegung für sehr wahrscheinlich", sagte gestern Bürgermeister Ole von Beust (CDU) in Wilhelmsburg. Dort informierte er sich über den aktuellen Planungsstand für die Internationale Gartenschau (IGS) und die Internationale Bauausstellung (IBA), die beide bis 2013 Wilhelmsburg deutlich verändern sollen. Eine Jahrhundertchance, so IBA-Chef Uli Hellweg, wäre dazu die Verlegung der Reichsstraße. Bis zu 5000 neue Wohnungen könnten gebaut und neue Grünflächen angelegt werden. Wilhelmsburg bekäme wieder ein richtiges Zentrum.

Doch in Wilhelmsburg selbst stößt der Verlegungsplan auf reichlich Skepsis - denn er hat einen Haken: Die neue Straße entlang der Bundesbahn- und S-Bahnschienen soll nicht mehr als Bundesstraße, sondern als Autobahn ausgewiesen werden. Wilhelmsburger Initiativen befürchten dadurch zusätzlichen Lärm "Das ist eine zweite Nord-Süd-Autobahn und wird mehr Verkehr anziehen", sagt Wilhelmsburg-Aktivist Manuel Humburg. Doch Ole von Beust (CDU) versuchte gestern zu beruhigen. Die neue Straße müsse mit entsprechendem Lärmschutz und Tempolimits versehen werden, sagte er. "Wir müssen den Menschen die Sorge nehmen", so von Beust.

Gleichzeitig bekräftigte der Bürgermeister gestern in Wilhelmsburg die Finanzzusage des Senats für IBA und IGS. Rund 120 Millionen Euro will Hamburg dazu investieren - beispielsweise in eine neue Wasserverbindung bis zur Wilhelmsburger Mitte. Auch der Ausbau des S-Bahnhofs soll mit diesem Geld finanziert werden Von Beust: "Bei dieser Zusage bleibt es." Gerade angesichts der Finanzkrise seien Investitionen wichtig.

Wichtig dürfte die Finanzzusage des Bürgermeisters allerdings auch für Investoren sein. Etliche IBA-Projekte wie beispielsweise ein Hotel oder experimentelle Wohngebäude am Wasser werden privat finanziert. Um solche Vorhaben tatsächlich bis 2013 zu realisieren, müssten schon in den nächsten Monaten konkrete Entscheidungen fallen. IBA-Chef Hellweg: "Die Zeit ist knapp, aber noch schaffen wir es."