Hut nehmen "Bahnchefs machen Kasse - muss der Minister gehen?", Hamburger Abendblatt, 1./2. November

Herr Tiefensee hat die Zügel in seinem Ressort schon lange nicht mehr in den Händen. Staatssekretär von Randow stimmt im Aufsichtsrat Bonizahlungen und Gehaltssteigerungen von 20 Prozent zu. Alles angeblich ohne Wissen des Ministers? Wer soll so etwas denn noch glauben? Es gibt doch sicherlich Tagesordnungen, denen zu entnehmen ist, was zur Abstimmung steht. Nie gesehen oder gelesen, Herr Minister? Ein ahnungsloser Verkehrsminister? Wenn man seinen Laden nicht im Griff hat, ist es höchste Zeit, den Hut zu nehmen. Er sollte einem Kompetenteren den Weg frei machen.

Jürgen Wulf, Barmstedt

Unverschämtheit Es ist eine Unverschämtheit, was die Herren Mehdorn und Tiefensee da wieder ausgekokelt haben - und es geht ja nicht nur um lumpige 20 Prozent Gehaltserhöhung, sondern dazu kommen ja auch noch Boni in Millionenhöhe. Es ist ja so einfach, dafür werden dann die Fahrpreise erhöht. Tiefensee sollte unverzüglich seinen Hut nehmen und Mehdorn gleich mitnehmen.

Hajo Bandhold, per E-Mail

Ist es nicht egal? Ist es nicht eigentlich egal, ob Minister Tiefensee bereits im September oder erst im Oktober wusste, dass die Bahnvorstände bei einem wie auch immer gearteten Börsengang der DB AG kräftig abkassieren würden? Ist es verwunderlich, dass ein ehemaliger Bundesminister (SPD) Müller die Gehaltserhöhungen für Bahnvorstände um 150 000 Euro für angemessen hält, damit sie nicht wie Ministerialbeamte entgolten werden?

Gleichzeitig sollen die Renten im nächsten Jahr um 2,75 Prozent angehoben werden - unterhalb der Inflationsrate.

Arno Kühnl, Hamburg

Aus Fehlern lernen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee muss nicht zurücktreten, wenn er aus seinen Fehlern lernt. Und die bestehen darin, dass er sich nicht mit den Gesetzen der Kapitalmärkte rechtzeitig vertraut gemacht hat. Denn zum Wesen einer jeden Aktiengesellschaft zählt nun einmal, dass der Vorstand hoch und das einfache Personal niedrig entlohnt wird. Gerade deshalb gehört jedes Unternehmen, das einen Gemeinwohl-Zweck erfüllt, nicht an die Börse.

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Position ausgenutzt Minister Tiefensee vertritt eine Kategorie von Politikern, die so lange lügen, leugnen oder Gedächtnislücken aufweisen, bis sie den Kopf aus der Schlinge ziehen können. Wer seine Position ausnutzt und missbraucht, sollte vom Volk und der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden. Während der normale Arbeitnehmer um jede geringfügige Erhöhung seiner Bezüge kämpfen muss, verteilt man an gehobener Stelle großzügige Gehaltserhöhungen und Sonderzahlungen.

Eleonore und Klaus Hellberg, Hamburg

Bauernopfer Wird Minister Tiefensee geschasst, dann ist das ein Bauernopfer. Entlassen werden hätte längst der gesamte Bahnvorstand. Wie kann es sein, dass ein Unternehmen, das nur dank Steuermilliarden lebensfähig ist, seine Vorstände so immens honoriert? Bei derartigem Versagen? Das hat nicht Tiefensee zu verantworten, sondern die gesamte Bundesregierung. Und der Börsengang bedeutet auch nur, dass weitere Steuermilliarden in die Taschen der Investoren fließen, die sich die Anteile gegen geringe Einmalzahlung sichern. Denn Investoren wollen Ertrag sehen. Der aber wird bei der Bahn nicht erwirtschaftet, sondern stammt aus den Taschen des Steuerzahlers.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg


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