Experten loben die Vorteile des Systems, Kritik gibt es an dem knapp bemessenen Personalschlüssel.

Eine weitgehend positive Bilanz des Kita-Gutscheinsystems haben Hamburger Kita-Träger und -Verbände am Freitag gezogen. Aus Anlass des fünfjährigen Bestehens des Anfang August 2003 eingeführten Systems hatten sich Interessierte zu einem zweitägigen Kongress in der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) getroffen.

"Es gibt in Hamburg immer wieder Kritik, dass im Bereich Kita zu wenig gemacht wird, aber das stimmt nicht", sagte Prof. Thomas Rauschenbach vom Deutschen Jugendinstitut. Faktisch gebe es auf diesem Sektor eine ungeheure Dynamik. Allerdings werde die eigentliche Bewährungsprobe für das System erst noch kommen, so Rauschenbach.

Die Einführung des Kita-Gutscheins hatte 2003 einen kompletten Systemwechsel gebracht: Anders als früher wurde den Eltern nun nicht mehr ein bestimmter Kitaplatz für ihre Kinder zugewiesen, sondern nur noch die Art der Leistung bewilligt. Die Auswahl konnten die Eltern fortan selbst treffen. Dabei hat jedes Kind einen Rechtsanspruch auf täglich fünf Stunden Betreuung mit Mittagessen. Für längere Betreuungszeiten muss ein Bedarf wie Berufstätigkeit nachgewiesen werden. Standen in Hamburg im Jahr 2003 noch rund 50 400 Kitaplätze zur Verfügung, sind es mittlerweile rund 59 100

"Es gibt fast niemanden, der sich die Situation vor dem Gutscheinsystem zurückwünscht", sagte Martin Schaedel von der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten. Laut Schaedel habe das Gutscheinsystem einen positiven Einfluss auf den Wettbewerb am Markt, sorge für Bürokratieabbau und mehr Dynamik. "Ich hätte keine Probleme damit, wenn schlechte Kitas vom Markt verschwänden", so Schaedel.

Gabi Brasch von der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtsverbände (AFWG) bezeichnete den Wechsel zum Gutscheinsystem als "gelungenen Kraftakt". Allerdings kritisierte sie, dass Kinder aus sozialen Brennpunkten dabei nicht genügend berücksichtigt würden. Kritik kam auch von Elimar Sturmhoebel vom Alternativen Wohlfahrtsverband Soal. Er sagte, mit den 2005 erfolgten Kürzungen seien die Kita-Standards beim Personal wieder abgefallen. Laut Prof. Petra Strehmel von HAW gebe es Hinweise darauf, dass die durch Personalknappheit bedingten Abstriche in Kitas mit Migrantenkindern sehr deutlich ausfielen.

Nach Angaben der Sozialbehörde gebe es in Österreich und in der Schweiz großes Interesse am Hamburger Gutscheinsystem. Sozialsenator Wersich kündigte an, die Hamburger Heimaufsicht solle sich "zu einer Art Kita-TÜV" entwickeln. Auch das Konzept zur Sprachförderung solle überarbeitet werden, um mehr und gezielter Kinder zu erreichen.