Als in der Nacht zum Donnerstag die Fenster barsten und eine Rauchbombe hochging, war der frühere Chefredakteur des Spiegel außer Haus. Doch seine Frau und Kinder mussten den Anschlag miterleben.

Hamburg. Es ist nachts um 3:16 Uhr in Hamburg als mehrere Scheiben im Haus des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Stefan Aust bersten. Unbekannte schleudern mit Farbe gefüllte Marmeladengläser gegen die Fassade der edlen Villa und zünden an einer Mauer gegenüber der Villa eine Rauchgranate. Der 62 Jahre alte Journalist und Autor ist nicht zu Hause, doch sein Frau und zwei seiner Kinder erleben den Anschlag mit.

Verletzt wird niemand, doch die Täter richten erheblichen Schaden an: Mehrere Scheiben gehen zu Bruch, die Wände sind mit roter und blauer Farbe völlig verschmiert. Mindestens ein Wurfgeschoss gelangt ins Innere der Villa und ruiniert einen Teil der Einrichtung.

Die Polizei leitet umgehend eine Großfahndung ein. Mehr als 20 Streifenwagen sind im Einsatz. Einem Augenzeugenbericht zufolge umstellen eine Hundertschaft Polizisten und zahlreiche Zivilfahnder sogar einen nahen Bahnhof und stoppen alle Züge. Knapp eine Stunde nach der Tat überprüften die Beamten drei verdächtige Personen aus der linken Szene - Fehlanzeige, die wahren Täter entkommen.

Am Morgen nach der Tat stellt sich die Frage nach dem Warum. Nahe liegt, dass der Angriff im Zusammenhang mit dem heutigen Kinostart des Films "Der Baader-Meinhof-Komplex" steht, zu dem Stefan Aust die literarische Vorlage lieferte. Da jede Spur zu den Tätern ebenso fehlt wie ein Bekennerschreiben, bleibt dies jedoch nur eine Vermutung. Inzwischen hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.