Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) lässt Alternative prüfen.

Seit Jahren laufen die Planungen für die Hafenquerspange - jetzt liefert Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) dazu den nächsten Paukenschlag. Wie die Senatorin gestern öffentlich bekannt gab, wird bis zum kommenden Frühjahr ein Alternativmodell zur bisherigen Planung geprüft. Hajduk sagte, die bisherige Nordtrasse, die etwa ab Höhe Köhlbrandbrücke nach Osten verlaufen sollte und landläufig als Querspange galt, habe sich als zu teuer erwiesen. Außerdem stehe sie auch nicht im vordringlichen Bedarfsplan des Bundes. Hajduk sagte wörtlich, die Planungen für die Nordtrasse würden in der bisherigen Form nicht weiter verfolgt. Stattdessen werde jetzt die "Ertüchtigung" (also der Ausbau) der bestehenden Straßen als Nord- und Südachse geprüft. Eine nach Westen verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße könne die Verbindungsachse zwischen beiden Straßen sein. Im Klartext bedeutet das: Die Hafenquerspange könnte bald ganz vom Tisch sein. Parallel gab Hajduk bekannt, dass die weiteren Planungen nicht wie bisher von der städtischen Realisierungsgesellschaft (ReGe), sondern von der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und Bau GmbH (DEGES) übernommen werde. Diese habe die Stadt im Zusammenhang mit dem geplanten Autobahndeckel gut beraten. Hajduk: "Das gilt jetzt erst mal für die kommenden sechs Monate, dann sehen wir weiter."

Handelskammer und ADAC reagierten nicht gerade begeistert auf die Ankündigung der Senatorin. "Wir sehen mit großer Sorge, dass der Senat in Sachen Hafenquerspange noch immer prüft", so Frank Horch, Präses der Handelskammer. Zugleich betonte Horch, er baue auf die Zusage, dass es zu keinen Verzögerungen bei der Umsetzung komme und die Fertigstellung oberste Priorität besitze. "Das ist angesichts der dynamisch wachsenden Hafenverkehre auch dringend notwendig, sonst droht der Kollaps unseres Hafens", so Horch. Äußerst kritisch bewertet der ADAC die Aussagen Hajduks. "Dies ist politisches Taktieren, ohne sich dabei von sachlichen Argumenten leiten zu lassen", kritisiert der Vorsitzende Rolf-Peter Rocke. "Dies bedeutet eine Verzögerung von mindestens zehn Jahren. Der Dauerstau im Hafen ist damit programmiert."

Der SPD-Stadtentwicklungsexperte Andy Grote warf Hajduk vor, Verwirrung zu stiften. "Solange der Senat prüft und prüfen lässt, kann nicht gebaut werden", so Grote. Ob die Fertigstellung der Strecke wie angekündigt bis 2015 erfolgen könne, sei fraglich. Der Hafen und die Menschen in Wilhelmsburg bräuchten Sicherheit. Senatorin Hajduk glaubt nicht an eine zeitliche Verzögerung. Begründung: Die Planung, wonach das Straßenprojekt bis 2015 fertiggestellt sein sollte, sei auf die "alte" Hafenquerspange bezogen gewesen - und diese Planung gelte jetzt nicht mehr.