Forum im Abendblatt-Center gab Antworten auf dringende Fragen.

Total überlastetes Pflegepersonal, Patienten, deren Pflege aus Zeitmangel auf das Nötigste reduziert ist - sieht so der Alltag in Krankenhäusern und Pflegeheimen aus? Diese Frage beschäftigt viele Menschen, deren Angehörige pflegebedürftig sind oder es zu werden drohen. Im Abendblatt-Center wurde gestern Abend in einem Forum darüber diskutiert. Auf dem Podium mit dabei waren Peter Broll (Landesgeschäftsführer der VDK), Prof. Hendrik van den Bussche (Versorgungsforscher Uniklinikum Eppendorf), Joachim W. A. Friedrich (Vorsitzender der Deutschen Muskelschwundhilfe e. V.), Katrin Kell (Fachbereichsleiterin Pflege und Soziale Hilfen des Diakonischen Werks Hamburg) und Klaus Schäfer (Vizepräsident der Ärztekammer Hamburg). Im Publikum saßen viele Betroffene, die zum Teil tragische Situationen aus dem Pflegealltag ihrer Angehörigen schilderten. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten.

Sind unsere Pflegeheime wirklich so schlecht?

Die Versorgung von Pflegebedürftigen ist nicht in allen Heimen schlecht. Studien haben ergeben, dass jedoch in einem Drittel der Einrichtungen menschliche und medizinische Zuwendungen aus Zeitmangel und Personalknappheit nicht zufriedenstellend ausfallen. Ein weiteres Drittel der Pflegeeinrichtungen gilt als akzeptabel, und nur ein letztes Drittel bekommt gute Noten.

Wer kontrolliert ihre Qualitätsstandards?

Kontrolliert werden die Einrichtungen bei unangemeldeten Besuchen vom MDK, dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Bisher wurden die Ergebnisse nicht öffentlich bekannt gegeben, sondern werden nur intern gehandhabt. Um mehr Transparenz zu schaffen, hat der Gesetzgeber jetzt festgelegt, dass die Berichte in Zukunft veröffentlicht werden sollen. Ab 2011 sollen alle stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen regelmäßig einmal pro Jahr kontrolliert werden. Heime, in denen wiederholt Qualitätsmängel entdeckt werden, sollen geschlossen werden.

Wodurch ist der Pflegenotstand bedingt, und was kann man dagegen tun?

Während in den Krankenhäusern die Anzahl der Ärzte in den letzten fünf Jahren um mehr als 20 Prozent gestiegen ist, wurden Pflege- und Ausbildungsstellen um zehn Prozent reduziert - die Qualifikation der Pflegekräfte hat sich jedoch verbessert, während das Image der Altenpflege immer schlechter wird. Um eine Wertschätzung der Pflegeberufe zu erreichen und der psychischen und physischen Leistung der Pflegekräfte gerecht zu werden, muss die Entlohnung verbessert werden. Das kann im Endeffekt aber nur passieren, wenn die Bürger bereit sind, höhere Beiträge zu bezahlen.

Wie steht es um das Hamburger Dement-Programm?

Dieses aus Steuermitteln finanzierte Programm greift in der Hansestadt bei rund 750 Dementen. Für sie gibt es mehr Personal, und die Betreuungszeiten werden besser honoriert. Jetzt will sich der Staat zurückziehen, gab gestern Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) bekannt. Das Programm soll auslaufen und die Krankenkasse die Dementenpflege übernehmen.