Der Oldtimer gehört der Stiftung Hamburg Maritim und wird von einem Betriebsverein gesegelt.

Es ist Hamburgs neues maritimes Schmuckstück: Nach 13 Jahren Restaurierungsarbeit ist gestern die Kreuzeryacht "Artemis" im City-Sportboothafen offiziell in Dienst gestellt worden: ein eleganter weißer Zweimaster mit weit überhängendem Heck - ganz im Yachtbaustil des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Damals fuhr das 1900 in Southampton gebaute Schiff auf Nord- und Ostsee bei den großen Regatten mit. Bei der Kieler Woche 1900 segelte sie gegen die kaiserliche Yacht "Meteor" und gewann den dritten Platz. Heute soll sie bei den großen Oldtimer-Regatten eine Art segelnde Botschafterin Hamburgs werden. Doch davor steht noch eine mehrwöchige Erprobungsphase. Zwar sind die rund 60 Mitglieder des Betriebsvereins wie ihr Vorsitzender Niels Harnack zumeist gestandene Segler. "Aber wie dieses Schiff sich segeln wird, wie es reagiert - das wissen wir noch nicht, das wird spannend", so Harnack.

Tatsächlich ist die "Artemis" seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesegelt worden. Zuletzt war sie ein etwas ramponiertes Hausboot und lag nahe der Themse-Mündung im Schlick. Dort entdeckten sie Mitte der 90er-Jahre Mitglieder der Stiftung Hamburg Maritim. Die von der Handelskammer initiierte Stiftung organisiert die Restaurierung von historischen Schiffen für Hamburg. Die Senatsbarkasse "Schaarhörn" zählt dazu, der Lotsenschoner "Elbe No 5" oder auch der Fischkutter "Landrath Küster". Das Geschäftsmodell ist wie bei der "Artemis" immer gleich: Eigentümer ist die Stiftung, die Restaurierung übernimmt der Harburger Beschäftigungsträger Jugend in Arbeit. Finanziert werden die Projekte über Sponsoren und öffentliche Mittel. Gefahren und gewartet werden die Schiffe von Betriebsvereinen.

Die "Artemis" sollte dabei nach der "Schaarhörn" das zweite große Stiftungsprojekt werden. Doch die Restaurierung erwies sich als weit umfangreicher als zunächst gedacht. "Wir haben sogar einmal überlegt, ein neues Schiff nachzubauen - und dann die originale Inneneinrichtung zu übernehmen", erinnerte gestern Handelskammer-Syndikus und Stiftungsvorstand Reinhard Wolf. Die Stiftung entschied sich jedoch für eine Restaurierung im Schiff: Fünf riesige Eichenstämme wurden für die Erneuerung des Rumpfes gebraucht, und noch einmal etliche Stämme Oregon-Kiefer und nordamerikanische Fichte für neue Masten, Gaffel und Bäume. Die Takelage wurde nach alten Plänen rekonstruiert. Innen ist die hölzerne Einrichtung restauriert worden, ein großer Kamin sorgt für Behaglichkeit. Hinter den Hölzern verbirgt sich moderne Schiffselektronik und ein neuer Motor. Geschätzter Wert des Schiffs: rund sechs Millionen Euro.