Vielleicht war es Glück. Vielleicht Zufall. Oder einfach Schicksal. Niels Raabe zuckt ratlos mit den Schultern. Der 22-Jährige kann sich selbst noch nicht so recht erklären, welche Wendung sein Leben innerhalb von nur wenigen Monaten genommen hat.

Vor rund einem halben Jahr wurde er am Hauptbahnhof von einem Scout der Modelagentur M4 Models angesprochen. "Er fragte, ob ich Lust auf ein Probeshooting hätte", erinnert sich der Student der Wirtschaftsingenieurswissenschaft. Niels verpasste seinen Zug - und willigte ein. "Dann ging alles sehr schnell", sagt der gebürtige Hamburger. Es folgten erste Aufnahmen für die Setcard, Werbekampagnen in Barcelona und Berlin. Selbst auf den großen Shows in Paris und Mailand lief er bereits mit. Jetzt zieht er für zwei Monate nach New York. Dort soll Niels Raabe für eine neue Calvin-Klein-Kampagne vor der Kamera stehen. Eine steile Karriere für den Studenten, mit der er selbst am wenigsten gerechnet hätte. "Ich habe nie über Modeln als Beruf nachgedacht", sagt er. "Aber irgendwie scheint es mir gut zu liegen."

Nach dem Abitur in Elmshorn zog er für das Studium nach Berlin. Weder für Mode, noch für sein eigenes Äußeres interessierte er sich damals besonders. Das habe sich auch mit seinem "Nebenjob", wie er das Modeln nennt, nicht geändert. "Ich trete selbstbewusster auf. Aber trotzdem trage ich privat keine Designerkleidung." Das Modelbusiness empfindet er zwar als oberflächlich - und doch besser als seinen Ruf. "Ich werde auf mein Äußeres reduziert, nicht als Mensch wahrgenommen. Das ist halt mein Job", erzählt Niels. Absagen von Designern beziehe er nicht auf seine Person: "Sonst gehe ich daran kaputt."

Eltern und Freunde reagierten positiv auf seinen Einstieg in den Modelberuf. Mit Neid ist er nicht in Berührung gekommen - auch nicht in Modelkreisen. "Bei den Männern gibt es kaum Superstars wie Heidi Klum und Kate Moss. Es ist für uns einfacher, an gute Kampagnen zu kommen", sagt der Single. Trotz zahlreicher Aufträge und viel Lob von Seiten renommierter Fotografen - der Hamburger bleibt auf dem Boden. "Mein Studium möchte ich unbedingt beenden", betont er. Und die Model-Zukunft? Da zuckt Niels erneut mit den Schultern, lächelt: "Mal sehen, was das Leben noch so für mich bereithält."