Der Hamburger Senat will den Weg für einen deutsch-niederländischen Weltnaturerbe-Antrag für das Wattenmeer weiterhin nicht freimachen. Sprecher Christof Otto sagte: "Wir befürchten bei einer Nominierung Probleme für die geplante Elbvertiefung. Die Lebensader unserer Stadt darf nicht in Gefahr geraten. Erst wenn sämtliche Bedenken ausgeräumt sind, können wir den Antrag unterstützen." Das sei bislang aber nicht der Fall. Wie berichtet, hatten Schleswig-Holstein und Niedersachsen dem von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) koordinierten Vorhaben bereits zugestimmt, das 13 000 Quadratkilometer große Gebiet entlang der deutschen und niederländischen Küste bei der Unesco anzumelden. Während Gabriel der Auffassung ist, dass strengere Nutzungsregeln mit dem Unesco-Titel nicht einhergehen würden, sieht der Hamburger Senat im Falle einer Nominierung den Ausbau des Hafens und die Vertiefung von Elbe und Weser als bedroht an. Otto: "Der Fall der Dresdner Waldschlösschenbrücke ist das beste Beispiel, was danach passieren kann." Tatsächlich ist deren Bau durch den Unesco-Schutztitel verzögert worden. Während das Bundesumweltministerium befürchtet, dass jede weitere Verzögerung das Gesamtvorhaben gefährden könnte, sieht der Senat laut Otto "keine Eile". Grundsätzlich stehe auch Hamburg hinter dem Vorhaben. Niedersachsen und Schleswig-Holstein versprechen sich von dem Projekt Aufwind für den Tourismus.

Umweltschützer haben mit Unverständnis und scharfer Kritik auf Hamburgs Haltung reagiert. "Offenbar sollen Niedersachsen und Schleswig-Holstein wegen ihrer kritischen Fragen zur Elbvertiefung unter Druck gesetzt werden", sagte WWF-Geschäftsführer Eberhard Brandes. Das Weltnaturerbe drohe "lokalpolitischen Ränkespielen zum Opfer zu fallen". Der Nabu forderte den Senat auf, den Weg für den Weltnaturerbe-Antrag jetzt freizumachen. Das Wattenmeer sei eine Naturlandschaft von internationaler Bedeutung und ein weltweit einmaliger Lebensraum für Millionen von Zugvögeln und eine Vielzahl bedrohter Tiere und Pflanzen, so Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Es gebe zwar "gute Gründe, die gegen die Elbvertiefung sprechen, aber zwischen der Ausweisung des Wattenmeers als Weltnaturerbe und der Elbvertiefung besteht kein Zusammenhang".

Otto sagte, der Senat lasse sich von Erklärungen jener Verbandsvertreter, die bereits angekündigt hätten, in jedem Fall gegen die Elbvertiefung klagen zu wollen, nicht beeindrucken. Vor der Zustimmung zum Weltkulturerbe-Antrag müsse das Planfeststellungsverfahren für die Fahrrinnenanpassung der Elbe abgeschlossen sein. Damit sei Mitte des Jahres zu rechnen. Doch der Antrag ist noch diesen Monat bei der Unesco in Paris einzureichen.