Mehr als 1800 Kurden haben am Sonnabendnachmittag weitgehend friedlich in der Hamburger Innenstadt gegen den geplanten Einmarsch der Türkei in den Nordirak demonstriert.

Unter den Teilnehmern des Marsches, der vom Hauptbahnhof zum türkischen Generalkonsulat an der Moorweide führte, waren viele Frauen und Kinder. Die Polizei registrierte nur wenige Zwischenfälle.

Einer jedoch hatte es in sich: An der Dag-Hammarskjöld-Brücke am Dammtordamm hatte sich ein offenbar sehr selbstbewusster, national gesinnter Türke mit einer Flagge seines Landes aufgebaut - kurz bevor der Demonstrationszug der antitürkischen Kurden die Brücke erreicht hatte. Es kam zu Verfolgungsszenen. Zu seinem eigenen Schutz nahm die Polizei den "Gefahrensucher" fest. Zuvor hatten rund 60 Demonstrationsteilnehmer versucht, den Mann zu verprügeln. Sie wurden jedoch von älteren Kurden zurückgehalten.

Immer wieder forderten die Demonstranten Freiheit für ihr Volk und die Freilassung des in der Türkei inhaftierten Kurden-führers Abdullah Öcalan.

Zu Beginn des Aufzuges, der sich um 14.30 Uhr von der Kirchenallee (St. Georg) in Richtung Mönckebergstraße in Bewegung setzte, stellte die Polizei Fahnen mit Symbolen der verbotenen Partei PKK sicher. Bei einer Prügelei, die sich innerhalb der Demo abspielte, griffen die Beamten zunächst nicht ein: Zwei Männer waren über eine Frau in Streit geraten. Die Beamten fürchteten, dass die an sich entspannte Stimmung umschlagen könnte, wenn sie eingriffen. Die Streithähne beruhigten sich schnell wieder.

Die Passanten am Rande der Demonstration zeigten Verständnis. "Wir leben in einem demokratischen Land mit einem Demonstrationsrecht auch für politisch Andersdenkende", sagte Dagmar Faßler. Als gebürtige Berlinerin ließ sie sich auch von dem großen Polizeiaufgebot nicht beeindrucken. Yannick Davideit hingegen fand die vielen Einsatzkräfte beunruhigend. "Die übertreiben oft", sagte der 20-Jährige. "Dass die Kurden protestieren, kann ich verstehen. Was die Türkei da abzieht, ist nicht in Ordnung." Geschäftsmann Thomas Friese (29) ist von Demos an Sonnabenden genervt: "Das sind unsere verkaufsstärksten Tage. Straßensperrungen und Polizeiaufgebot halten Kunden vom Einkaufsbummel ab."