Mit ihrer frech-frivolen Show im eigens für sie gegründeten Angie's Nightclub wurde sie weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt.

Ihr Markenzeichen waren Hauspuschen, die sie niemals auszog - schon gar nicht auf der Bühne. Zwischen ihren Auftritten in Angie's Nightclub zog sie sich am liebsten in ihr schummriges Separee zurück. "Dies ist mein privates Wohnzimmer. Hier treffe ich alle meine Freunde, kenne die meisten Gäste", sagte Angie Stardust immer. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist die in Harlem geborene Künstlerin vergangene Woche im Alter von 67 Jahren gestorben.

Angie Stardust, die transsexuelle dunkle Jazz-, Soul- und Popgröße, kam 1974 nach Hamburg, trat zunächst im Pulverfass auf. Der Kiez wurde ihr Zuhause. "Ich blieb hier sofort hängen", erzählte sie einst in einem Interview. Hier erreichte sie mit ihrer frech-frivolen Show im 1991 für sie gegründeten Nightclub auf dem Spielbudenplatz Kultstatus. "Angie war eine großartige Entertainerin, eine wunderbare Sängerin mit unverwechselbarer Stimme. Eine wahre Kiez-Ikone, die mit internationalen Stars zusammengearbeitet hat. Sie war der Grund dafür, dass Menschen wie Marla Glen, Oliver Stone, Melissa Etheridge, Moritz Bleibtreu, Nina Hagen oder Udo Lindenberg im Angie's ein- und ausgingen", sagt Corny Littmann, Chef vom Schmidt-Theater und Schmidts Tivoli. "Angie Stardust ist eine Legende. Sie hat den Nightclub zu dem gemacht, was er heute ist: ein Nachtclub, der auch international wahrgenommen wird und seit mehr als 16 Jahren nicht mehr vom Kiez wegzudenken ist", sagt Tivoli-Geschäftsführer Norbert Aust.

Angie Stardust war bekannt für ihre offene Art und ihr mitunter sehr loses, freches Mundwerk. Sie hatte ein großes Herz und war eine großartige Entertainerin mit großem Hang zu glitzernden Roben. Mindestens zwei Stunden vor ihren Auftritten machte sie sich in ihrer Garderobe zurecht. "Wenn sie im Scheinwerferlicht stand und zu singen begann, dann bebte die Luft. Sie konnte jeden in ihren Bann ziehen", erinnert sich Drummer Jo Schneider, Mitglied in Angie's Band.

Nach zwei Schlaganfällen zog sich Angie vor eineinhalb Jahren von der Bühne zurück, konnte zuletzt kaum noch aufstehen. Als dann noch vor zwei Wochen ihre Mutter starb, erlosch auch Angies Lebenswille. Am 21. Oktober schlief sie für immer ein - erlöst von einem langen Leiden. Wenige enge Freunde wie ihre langjährige Vertraute, Musical-Sängerin Love Newkirk, waren bei ihr.

Am 14. November findet in der Dreifaltigkeitskirche in St. Georg ein Trauergottesdienst statt. Auch ihr Nachtclub ehrt die Künstlerin. Am 16. November, um 22.30 Uhr, wird es einen "In memory of Angie"-Abend in Angie's Nightclub geben. Dort wird auch ihr Lieblingslied gespielt: "Somewhere Over The Rainbow".