Es gibt sogar einen Schwarzmarkt für Aufzuchtstationen. Internationale Zusammenarbeit der Polizei soll verstärkt werden.

Der Aufwand ist groß, aber das Geschäft mit der oft als "weich" verniedlichten illegalen Droge scheint sich zu lohnen: Immer öfter stoßen Fahnder der Polizei in Norddeutschland auf sogenannte Cannabis-Plantagen - den Anbau von manchmal mehreren tausend der Pflanzen in großen Hallen. Mithilfe von riesigen Anlagen, die vollelektronisch Klima, Beleuchtung und Bewässerung der Setzlinge regeln, wird so der Nachschub an Joints für zumeist junge Konsumenten gewonnen. Sogar von einem Schwarzmarkt für die teils hochkomplizierten Aufzuchtstationen berichten Ermittler. "Es scheint einen Trend zu solchen Plantagen zu geben", bestätigt ein Fahnder.

Derartige Entwicklungen bei der Drogenkriminalität frühzeitig zu erkennen - das ist eines der Ziele eines zweitägigen Treffens von 30 Experten von Polizei, Zoll, Grenzpolizei in Hamburg. Innensenator Udo Nagel (parteilos) lud die Beamten aus neun nordeuropäischen Staaten und von EUROPOL gestern Vormittag in den Bürgermeistersaal des Rathauses zum Senatsempfang. Ein Grund: Die sogenannte Arbeitsgruppe Nord-Ost traf sich bereits zum 30. Mal seit Gründung 1978.

"International handelnde Tätergruppen, die sich an keine Grenzen halten, können nur durch intensive und effektive Zusammenarbeit bekämpft werden", sagte der Senator bei einer kurzen Ansprache. Dabei sei es wichtig, dass sich auch die Ermittler kennen würden.

"Staatenübergreifend ist eine besondere Drogenproblematik bei Cannabisprodukten sowie bei Amphetamin und bei Kokain festzustellen - weniger bei Heroin", berichtet Kai Schlotfeld, Sprecher des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein. Bei Cannabis sehen die Ermittler neben den Plantagen in nicht mehr genutzen Scheunen auch wieder sogenannte Goa-Partys der Techno-Szene mit Sorge - über Internet und Handy konspirativ arrangierte Treffen von teilweise Hunderten Jugendlichen an abgelegenen Orten. Dort würden neben Alkohol auch reichlich Drogen konsumiert, so die Fahnder: "Die Teilnehmer reisen dafür oft Hunderte von Kilometern an, sogar aus dem Ausland."

Nach wie vor gelangt Rauschgift auf zwei klassischen Routen nach Hamburg: aus den südamerikanischen Anbauländern wie Kolumbien - vor allem Kokain - per Schiff oder per Kurier im Flugzeug von der Karibik meist in die Niederlande und dann weiter auf dem Landweg nach Norddeutschland. Heroin und auch Cannabis dagegen kommen nach Polizei-Erkenntnissen eher aus dem Osten in die Hansestadt: etwa aus Afghanistan, zuletzt durch das Baltikum oder über Skandinavien.

Als Gegenmaßnahme sollen deshalb verstärkt etwa die Fähren aus Schweden und Finnland kontrolliert werden. Auch an noch mehr großflächige Autobahnkontrollen mit Röntgengeräten und Drogenspürhunden wird gedacht. "Neben einer engen Kooperation sind auch der gegenseitige Austausch von Ermittlungsbeamten und die Zusammenarbeit in gemeinsamen Ermittlungsgruppen möglich", sagte ein Beamter.