Zeuge alarmierte Sonntag früh die Polizei. Suche nach Giovanni Strangio blieb ohne Erfolg.
Die Spur führt nach Hamburg: Der von der Polizei gesuchte Drahtzieher der Duisburger Mafia-Morde ist möglicherweise in der Hansestadt untergetaucht. Auf St. Pauli wurde gestern früh ein verdächtiger Renault Clio gesichtet, bei dem es sich um den Wagen von Giovanni Strangio (28) handeln könnte. Das Auto konnte aber trotz Großfahndung zunächst nicht gefunden werden.
Die Wohlwillstraße gestern früh um 6.10 Uhr: Einem Taxifahrer fällt der seit Freitag öffentlich gesuchte Renault Clio auf, in dem zwei Männer sitzen. Der Wagen hat das Kennzeichen HH-BM 7070 - ein Fahrzeug des Autovermieters Europcar. Der Taxifahrer meldet sich telefonisch auf der Wache 16: "Sie hantierten mit Schusswaffen." Dann verliert er den schwarzen Renault aus den Augen, weil sein Fahrgast in eine andere Richtung gefahren werden will. Die Polizei löst eine Fahndung mit 23 Streifenwagen aus - bislang vergeblich.
Die Ermittler (Tel. 42865-67 89) suchen jetzt weitere Zeugen, die den verdächtigen Renault gesehen haben - und auch den Taxifahrer, dessen Identität bislang unklar ist. Über Funk warnt die Polizei alle Kollegen, dass die Clio-Insassen von der Schusswaffe Gebrauch machen könnten.
Hat der mit Haftbefehl gesuchte mutmaßliche Mafia-Killer - er ist 1,74 Meter groß, schlank, mit dunklen Haaren und blauen Augen - in Hamburg Unterschlupf gefunden? Auf Nachfragen spricht die Duisburger Polizei nur von einem von insgesamt 538 Hinweisen seit der Tat Mitte August. Allein seit Freitag habe es 40 Hinweise auf den Renault gegeben. "Das Fahrzeug wurde dabei an verschiedenen Orten Deutschlands gesehen", sagt Polizeisprecher Michael Wieseler dem Abendblatt. Den Ermittlern fehle derzeit eine konkrete Spur: "Wir wissen nicht, wo Strangio ist."
Der in Siderno geborene Italiener war erst Mitte des Jahres in seiner Heimat aus dem Gefängnis entlassen worden. Er saß wegen unerlaubten Waffenbesitzes ein. Am 8. August, so die Ermittler, kehrte der 28-Jährige nach Deutschland zurück und mietete sich zwei Tage später den Renault. Als Fahnder seine Wohnung im nordrhein-westfälischen Kaarst durchsuchen, wirkt sie wie fluchtartig verlassen. Nach einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa, die sich auf Ermittler berief, soll sich der mutmaßliche Hintermann des Sechsfachmordes vor dem italienischen Lokal Da Bruno allerdings mittlerweile in sein Heimatland abgesetzt haben und dort untergetaucht sein. Der 28-Jährige, der im Kaarst zwei Pizzerien leitet, habe wahrscheinlich bei den Bossen des Mafia-Clans Nirta-Strangio in Kalabrien Schutz gesucht, heißt es. Die Duisburger Polizei wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Erst am Donnerstag waren in Kalabrien 32 mutmaßliche Mafiosi festgenommen worden.