Hamburg persönlich
Bescheidenheit ist seine Sache nicht. "Die Spinne spinnt, Schubert komponiert, und Schneider schreibt", stellt Wolf Schneider unmissverständlich fest. Und bevor die Reporterin auch nur den Hauch einer Chance hat, eine Frage zu stellen, gibt's erst mal eine kleine Einweisung in die Welt des Journalismus vom Meister persönlich. "Schreiben Sie bloß nicht, was ich war - ich bin nämlich noch!" Aber ein bisschen ausholen müssen wir schon: Wolf Schneider ist einer der ganz Großen im deutschen Journalismus. Ausbilder an fünf Journalistenschulen ("an der sechsten wollen sie sich nicht an mich erinnern"). Schreibt mit beinahe 82 Jahren Kolumnen im "Handelsblatt" und der "Neuen Zürcher Zeitung". Reist mit seiner Frau Lilo leidenschaftlich gern, schätzt das Abenteuer. Fleißig ist er auch, wie eingangs erwähnt. "Wieso sollte ich faulenzen, wenn ich etwas anderes tun kann? Hartes Arbeiten im Zustand der Gefragtheit ist schön", sagt der Mann mit der unverwechselbar bissig-wachen Art und dem ungeheuren Wissen, der mit Unterbrechungen fast 20 Jahre lang die "NDR Talk Show" moderierte. Gerade stellt er sein 27. Buch "Glück! Eine etwas andere Gebrauchsanweisung" (Rowohlt) vor. Darin beantwortet der Vater dreier erwachsener Kinder Fragen rund um das wohl am häufigsten angestrebte Lebensgefühl. Macht Geld glücklich? Das einfache Leben? Oder sind es Kinder? "Ich habe seit 30 Jahren eine umfangreiche Materialsammlung, angefangen bei Philosophen wie Aristoteles und Kant." Von den populären Ratgebern hält er, wie könnte es anders sein, nichts. "Das bewegt sich auf erschreckend albernem Niveau." Außerdem ist er längst beim 28. Buch angekommen. "Speak German" heißt es, erscheint demnächst. Die Spinne spinnt, Schubert komponiert . . .