Nach dem Tod eines Jungen aus Wilhelmsburg nach einer Operation im Hals-Nasen-Ohren-Bereich hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt eingeleitet.

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung hatte der neunjährige Faouzane Probleme mit der Atmung gehabt und war zur Behandlung in einer Praxis in einem Harburger Ärztehaus. Der behandelnde Arzt habe gesagt, dass das Problem mit einer ambulanten Routine-Operation behoben werden könne. Nach dem Eingriff wachte der Junge nicht mehr auf. Er starb kurze Zeit später. Gerichtsmediziner des UKE untersuchen die Leiche des Kindes, um herauszufinden, ob Fremdverschulden voliegt, oder ob der Junge eines natürlichen Todes gestorben ist.

Die beiden Ärzte der Praxis in Harburg waren gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auf Anfrage des Abendblatts sagte eine Sprechstundenhilfe: "Wir sagen nichts dazu."

Wann die Ergebnisse der Obduktion feststehen, ist noch nicht bekannt. Erst wenn das Verfahren der Staatsanwaltschaft abgeschlossen ist, schaltet sich die Ärztekammer ein. "Wir greifen nicht in die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein", sagt Nicola Timpe, Sprecherin der Ärztekammer Hamburg. "Erst wenn die Staatsanwaltschaft ihr Verfahren abgeschlossen hat, prüfen wir, ob der behandelnde Arzt gegen die Berufsordnung verstoßen hat und sich eventuell vor dem Berufsgericht verantworten muss." Doch das hänge vom Einzelfall und von den Ergebnissen der Ermittlungen ab. Im schlimmsten Fall kann einem Arzt die Aprobation, also die Arbeitsgenehmigung, entzogen werden. Doch nicht die Ärztekammer, sondern die Gesundheitsbehörde wäre im Fall der Fälle dafür zuständig. Aber auch die Gesundheitsbehörde wartet die Ergebnisse der Obduktion ab: "Alles andere käme einer Vorverurteilung gleich", sagt Sprecher Rico Schmidt.

Der Fall weckt Erinnerungen an den Tod des kleinen Franjo, der vergangenen August nach einer Routine-Operation im Rahlstedter Kinderkrankenhaus Wilhelmstift gestorben war (wir berichteten). Eine Narkose-Ärztin hatte dem Vierjährigen eine zu hoch dosierte Infusion mit Glukoselösung gelegt. Erst später sei festgestellt worden, dass es durch die Überdosis von Glukose zu einer drastischen Erhöhung des Blutzuckerspiegels gekommen war. Dadurch kam es zu einer Gehirnschwellung, infolge derer der Junge starb.