SERIE: Augenblicke in Hamburger Szenetreffs - 14. Folge: Zum Frühstück im Café Paris. Wo man den neuen Charme der alten Schlachterei am Rathaus genießt.
Um Bolivien, Chile, Brasilien, Kanada, Dubai, Spanien und Italien geht es. Und um die gemeinsame Zeit bei der Lufthansa. Axel Herzog und Sönke Petersen, beide 67 Jahre alt, kennen sich seit mehr als vier Jahrzehnten. Beide in Hamburg geboren, lernten sie sich bei der gemeinsamen Arbeit in Hannover kennen, kamen als Verkehrsleiter an internationalen Flughäfen weit herum. Durch Zufall trafen sie sich wieder - in Hamburg. Und verabreden sich nun einmal im Monat im Cafe Paris an der Rathausstraße. Jedes Mal treffen sich die beiden grau melierten Herren um 11.30 Uhr vor dem Rathaus und gehen "die paar Schritte" zu ihrem Lieblingscafe.
Im Frühjahr 2000 eröffnete das deutsch-französische Inhaberteam Rainer Wendt und Thomas Pincon die Brasserie in den Räumen einer ehemaligen Schlachterei. Die Kacheln und Malereien an Wänden und Decke sind noch original aus dem Jahr 1882.
Standesgemäß begrüßen die Garçons in weißen Hemden, Fliege und Schürze die hereintretenden Gäste ganz a la Cafe Paris mit einem fröhlichen "Bonjour", werfen den Damen ein übermütiges "Oh, la, la!" über den Tresen. Die beiden Barmänner Eric Otto ("Deutsch klingender Nachname, weil die Familie aus dem Elsass kommt") und Fabrice Baumgarten (französischer Vater, deutsche Mutter), beide 36, passen perfekt hierher. Die Bestellungen ihrer Gäste rufen sie sich auf Französisch zu, jonglieren mit Cognacflaschen und Espressotassen. Der Milchschaum für Cafe au Lait ist weich und sahnig, die Schokolade dunkel und süß. Genuss, Fröhlichkeit, französische Lebensweise.
Enrico (34) und Saskia (28) sitzen an einem Ecktisch neben dem Eingang. Neben ihnen ein Koffer. Der Unternehmensberater aus Düsseldorf und die Juristin aus Berlin haben sich hier verabredet, "auf halber Strecke", denn nach dem späten Frühstück soll es in Richtung Sylt weitergehen. Für ein paar Tage, nur zu zweit. Jetzt gibt es erst mal Sandwiches, Fruchtsalat und Müsli. Und gegenseitig ins Ohr geflüsterte Liebeserklärungen.
Die gab es für Kurt Behrmann schon am frühen Morgen, von seiner Frau Kathrin. Kurt Behrmann aus Oststeinbek hat heute "Überraschungstag", denn es ist sein 63. Geburtstag. Er hatte sich Urlaub nehmen sollen, Auftrag von seiner Frau. "Mehr wurde nicht verraten." Nur das befreundete Ehepaar Humbach aus Ammersbek, die Elfi und der Peter, wussten Bescheid. "Eigentlich sollte es ja in ein anderes Cafe gehen, aber die hatten nichts vorbereitet", erzählt die Frau des Geburtstagskindes. Also sattelte die Vierergruppe kurzerhand um, bestellte Frühstück im Cafe Paris. Einstimmige Meinung: "Das Beste, was uns passieren konnte. Die Atmosphäre hier ist toll, sehr natürlich und fröhlich. Ein wirklich schönes Ambiente bei guter Qualität." Das Essen schmeckte. Die mit Obst, Aufschnitt, Marmelade, Fisch und Caprese beladenen Frühstücksplatten sind nicht ganz leer geworden. Weitere Planung: Ein bisschen sitzen und genießen, dann ein Winterspaziergang durch die Innenstadt und abends ein weiteres Highlight des Überraschungstages: ein Besuch des Musicals Mamma Mia.
Die beiden ehemaligen Arbeitskollegen Axel Herzog und Sönke Petersen bestellen eine weitere Runde Tee. Petersen hat seinem Freund Visitenkarten mitgebracht, selbst gestaltet. Mit einem Foto vom Hamburger Hafen drauf. Irgendwie auch ein Symbol - die beiden Ruheständler sind nach einem aufregenden Leben in der ganzen Welt angekommen, in Hamburg. Zur Feier des Tages gibt es darauf ein Glas Cognac zum Tee.