Die Körber-Stiftung verlieh gestern im Hamburger Rathaus den begehrten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2006 an den Mediziner Prof. Dr. Franz Ulrich Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried/Bayern.

Kurt A. Körber, Hamburgs großer Unternehmer, Anstifter und Wohltäter, ist seit 14 Jahren tot. Ihm und seinem menschenfreundlichsten Werk aber gehören nach wie vor die Zukunft: Die Körber-Stiftung verlieh gestern im Hamburger Rathaus den begehrten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft 2006 an den Mediziner Prof. Dr. Franz Ulrich Hartl, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried/Bayern. Das zukunftsweisende Forschungsprojekt, an dem der Wissenschaftler mithilfe seiner bahnbrechenden Entdeckungen auf dem Gebiet der Molekularbiologie arbeitet, sind neue Therapien bei neurogenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. "Könnte am Ende der Forschungen unseres heutigen Preisträgers für uns alle der Traum von der ewigen Jugend in Erfüllung gehen?", drückte Dr. Klaus Wehmeier, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Körber-Stiftung, denn auch die stillen Hoffnungen nicht weniger der 600 internationalen Gäste aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft aus.

Wehmeier zitierte den Preisträger, der trotz exzellenter Forschungsbedingungen in den USA nach Deutschland zurückgekehrt war, mit den Worten, die Max-Planck-Gesellschaft biete Forschern in Deutschland herausragende Bedingungen, wo sie nicht unter Druck stünden, kurzfristige Ergebnisse zu erzielen, sondern auch riskantere, längerfristige Projekte eingehen könnten.

Die Konkurrenz Europa - USA war auch das Thema der Festrede von Prof. Roland Berger, Vorstandsvorsitzender Roland Berger Strategy Consultants GmbH, München. Warum die USA weltweit führend sind, begründete er so: "Die Amerikaner sind hungriger als ihre eher satten europäischen Kollegen und daher auch mehr geneigt, Leistung zu erbringen und diese anzuerkennen."

Amerika habe einen besseren Zugang zum globalen, vor allem auch asiatischen Pool an Intelligenz- und Leistungsträgern als wir Europäer. Dem US-Bildungssystem stünden ein Drittel mehr an Bildungsinvestitionen zur Verfügung als den Europäern: 9700 Euro pro Kopf in den USA gegenüber 5900 Euro in den EU-15-Staaten.

Schließlich führten die letzten Hochschulrankings 37 amerikanische, aber nur neun europäische Hochschulen auf, davon fünf englische, eine französische, aber keine deutsche.

Diese Kluft zu schließen war der Auftrag von Kurt A. Körber, über den Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte: "Er hat den Artikel 14 des Grundgesetzes, wonach Eigentum verpflichtet, wörtlich genommen."

Im Fall des gestern verliehenen, mit 750 000 Euro dotierten 22. Körber-Preises geht es um nicht weniger als die Entschlüsselung letzter Geheimnisse der Natur wie der des Alterns. Der Forscher Hartl will es schaffen, indem er (wie das Abendblatt berichtete) den Proteinmolekülen, die nahezu alle Lebensfunktionen in biologischen Systemen steuern, Helfermoleküle zur Seite stellt, die er Chaperone, auf Englisch "Anstandsdamen", nennt. Ob sie ihn auf den richtigen Weg oder in die Irre führen, wird die Zukunft zeigen.