Tragödie: Vierjähriger ist tot. Das Kind lag nach einem schweren Behandlungsfehler im Wilhelmstift im Koma. Es starb Freitagvormittag.

"Franjo ist jetzt im Himmel bei den Engeln. Er passt auf dich auf. Und jedes Mal, wenn du an ihn denkst, denkt er auch gerade an dich." Mit diesen Worten hat der Chefarzt der Intensivmedizin des Kinderkrankenhauses Wilhelmstift, Dr. Axel Hennenberg, der neunjährigen Schwester des kleinen Franjo erklärt, dass ihr Bruder tot ist. Der Vierjährige ist am Freitagvormittag nach Herz- und Kreislaufversagen gestorben.

Das Kind war nach einem schweren Behandlungsfehler ins Koma gefallen (wir berichteten). Der Junge hatte durch eine Überdosis Glukose bei einer Infusion nach einer Routineoperation am Montagabend schwerste irreparable Hirnschäden erlitten. Der Blutzucker des Vierjährigen war dramatisch angestiegen, dies führte zu einer Hirnschwellung und schließlich zum Hirntod. Dies hatten die Ärtze bereits kurz nach dem schrecklichen Vorfall durch eine Elektro-Enzephalographie (EEG) festgestellt.

Doch die Eltern des kleinen Franjo hatten die Hoffnung nicht aufgegeben. "Mir ist das Schlimmste passiert, was einer Mutter passieren kann", so Jessy S. Doch sie hatte weiter gehofft - auf eine zweites EEG, das für Freitag angesetzt worden war. Am Donnerstag war Franjo noch getauft worden, im Beisein seiner Eltern, der Großmutter, der neunjährigen Schwester und von Ärzten und Pflegepersonal der Intensivstation. Da war sein Kreislauf noch stabil.

Seit Donnerstagabend sei der Zustand zunehmend instabil geworden, sagte Dr. Hennenberger am Freitag. Der Tod des Jungen sei vorhersehbar gewesen. Bei einer EEG-Untersuchung habe es am Freitag eine absolute Null-Linie gegeben. "Der Junge zeigte keine Reflexe", so der Arzt.

Danach habe man einen Atemtest durchgeführt, bei dem der kleine Körper für wenige Minuten von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten wurde. Da, so Hennenberger, habe sich die Herzfrequenz verlangsamt. Ein Ärzteteam versuchte erfolglos, den Jungen zu reanimieren. Die Eltern sind schwer geschockt", sagt Hennenberger. "Sie werden weiterhin psychologisch und seelsorgerisch betreut."

Die Änästhesistin, die die Infusion angeordnet hatte, ist weiterhin beurlaubt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die 48-Jährige. Franjo hatte nach der Routine-OP an der Vorhaut zu fiebern begonnen und sich übergeben.

Die Ärtzin wollte ihm eine Glukose-Lösung verabreichen. Sie entschied sich für eine 40-prozentige Lösung, die sie nur wenige Minuten hatte legen wollen. Die Lösung wurde über eine Infusionspumpe gegeben, im Computer müssen Menge und Zeit eingegeben werden. Hennenberger vermutet, dass die Ärztin sich vertippt hat - und statt 050 (50 Milliliter) 500 (500 Milliliter) eingegeben hat. Sie war in Eile, musste zu einem Notfall.

Das Kinderkrankenhaus plant für die kommende Woche einen Gedenkgottesdienst. Der Erlös eines lang geplanten Kinderfestes soll den Eltern Franjos gespendet werden, kündigte Dr. Axel Hennenberger am Freitag an.