Ottensen: Häuser an der Elbtreppe sollen abgerissen werden. Sie werfen dem Unternehmen vor, Sanierungsarbeiten jahrelang vernachlässigt zu haben, und wehren sich gegen geplante Neubauten.

Karsten Schnoor (50) und viele seiner Nachbarn haben Angst. Angst davor, dass das städtische Wohnungsunternehmen Saga ihre Häuser an der Elbtreppe (Ottensen) abreißt. "Wir leben hier in einer großen Gemeinschaft, teilweise seit Jahrzehnten. Wir wollen nicht auseinandergerissen werden, nur damit die Saga mehr Kasse machen kann", sagt Schnoor, der seit zwölf Jahren in dem malerisch oberhalb der Elbe gelegenen und mehr als 100 Jahren alten Wohnensemble lebt. Doch die Saga will ihre Abrisspläne bald verwirklichen: "Die Häuser Elbtreppe 15 a-c und 5 mit zwölf Mietparteien sollen möglichst bis zum Jahresende abgerissen werden. Denn eine Modernisierung dieser maroden und teilweise einsturzgefährdeten Gebäude wäre unverhältnismäßig teuer", sagt Sprecher Mario Spitzmüller (42). Und: "Natürlich haben wir Verständnis dafür, dass die Mieter gerne weiter hier leben möchten, aber wir müssen auch die Wirtschaftlichkeit beachten. Durch die Neubauten wird an diesem attraktiven Standort deutlich mehr Wohnfläche zur Verfügung stehen."

Ob die Alt-Mieter in diese Wohnungen auch einziehen werden, ist jedoch fraglich: "Wir werden uns die neuen hohen Mieten nicht leisten können", sagt Bernd Gohlke (43). Die Quadratmeterpreise für die Neubauwohnungen sollen laut Spitzmüller um zehn Euro Kaltmiete liegen - bisher zahlen die Mieter nach eigenen Angaben zwischen vier und 6,50 Euro. Spitzmüller betont: "Wir haben den Mietern andere Objekte angeboten, in denen die Mieten ähnlich günstig sind wie bisher."

Die Mieter geben dem Wohnungsunternehmen die Schuld daran, dass die Häuser marode sind: "Die Saga hat jahrelang die anstehenden Sanierungsarbeiten vernachlässigt, um die Häuser irgendwann einmal abreißen zu können", sagt Architekt und Mieter Andreas Erbsen (41). Dazu Spitzmüller: "Die Saga hat die Immobilien erst 1995 von der Stadt übernommen, seitdem wurden die nötigsten Arbeiten durchgeführt, weil schon damals feststand, dass eine Grundsanierung für den Mieterkreis zu teuer wird." Eine letzte Hoffnung bleibt den Mietern aber noch: Der Abrissantrag der Saga beim Bezirk Altona ist noch nicht entschieden. Der Bauausschuss verlangt zunächst eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. "Die Saga muss uns damit nachweisen, dass eine Sanierung der Häuser wirtschaftlich nicht vertretbar ist. Mit einem Neubau würde sich auch die Mieterklientel ändern und sozial schwächere Menschen benachteiligt", sagt der Bauauschussvorsitzende Arno Münster (SPD). Unterstützung kommt auch von Wilfried Lehmpfuhl (55), Rechtsexperte des Mietervereins zu Hamburg: "Wenn die Saga die Sorgen und Wünsche der jetzigen Mieter nicht ernst nimmt, werden wir sie bei einer Klage gegen den geplanten Abriss unterstützen."