Angeklagt - Peter Zantop soll drei Männer getötet haben. Das Verfahren nimmt kein Ende.
Bisher hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Auftragskiller Peter Zantop rund eineinhalb Millionen Euro verschlungen. Seit drei Jahren treffen sich zweimal wöchentlich mehr als zwei Dutzend Juristen, um den Prozess zu einem Ende zu bringen. Doch seit gestern sieht es so aus, als würde der Fall zu einer Art Geld vernichtender Endlosschleife. Ein Urteil scheint ferner denn je. Der Angeklagte ist einer der gefährlichsten Männer, die in den vergangenen Jahren in Hamburg angeklagt waren. Als Lohntäter soll Zantop (43) drei Männer umgebracht haben. Ihm droht lebenslänglich, er hat nichts mehr zu verlieren: Im Saal ging er auf Richter los, spuckte, schickte Briefe mit Fäkalien. Im Prozess pöbelte er so lange, bis man ihn vom Verfahren ausschloss. Seit Mai 2001 nahm er an keinem ganzen Prozesstag mehr teil. Bis gestern. Auf Drängen seiner Anwälte sitzt Zantop nun gefesselt in einem Glaskasten. Und das Gericht steht vor einem Dilemma: Verhält der Angeklagte sich ruhig, müssen ihm die Richter sämtliche 200 Zeugenvernehmungen vorlesen. Und zwar detailliert. Die Anwälte warten nur darauf, dass die Richter etwas vergessen. Dann nämlich hätte ein Urteil in der Revision keinen Bestand. Die Verlesung wird Monate dauern. Weil die Große Strafkammer 23 in diesem Fall (in dem neben Zantop zwei weitere Männer angeklagt sind) mit sechs Richtern, vier Schöffen und zwei Ersatzschöffen besetzt ist und zwei Staatsanwälte, bis zu 13 Anwälte und ein Übersetzer dabei sind, entstehen an jedem Tag horrende Kosten. Zum Vergleich: Die Arbeit eines einzelnen Amtsrichters schlägt nach Auskunft der Justizbehörde pro Tag mit 300 Euro zu Buche - ohne Saal. Zantop erschien gestern mit einer Pilotenbrille. Vier Beamte bewachten ihn. Der Angeklagte zog sich eine Mütze ins Gesicht, schlief. Zantops Anwälte meinen, schon erste Fehler in der Lesung des Gerichts erkannt zu haben. Neben dem Geld, das der Fall verschlingt, bereitet ein anderer Umstand den Richtern Sorge: Bald wird Zantops U-Haft wohl aufgehoben werden müssen, auch ohne Urteil. Laut Gesetz darf ein U-Häftling nur in Ausnahmefällen länger als sechs Monate hinter Gitter. Zantop hat diese Zeit bereits um das Sechsfache überschritten.