Tornado: Aufräumarbeiten in Harburgs Binnenhafen werden noch Wochen dauern. Erste Hilfsgelder werden ausgezahlt. Behörden schätzen Schaden auf zweistelligen Millionenbetrag.

Auch eine Woche nach dem verheerenden Tornado, bei dem am Montag vor einer Woche zwei Kranführer getötet wurden, sind die Spuren der Verwüstung deutlich sichtbar. Abgedeckte Dächer, nur notdürftig mit Planen abgedichtet, eingefallene Mauern, zerstörte Gärten und mehr als ein Dutzend stark beschädigte Segelboote unter dem eingestürzten Dach einer Lagerhalle. Es wird noch Wochen dauern, bis die Schäden beseitigt sind, die der Wirbelsturm im Harburger Binnenhafen hinterlassen hat.

"Es ist ein Gefühl zwischen total betrübt und Glück gehabt. Immerhin wurde in der Bootshalle niemand verletzt", sagt Marcus Storm (38). In gelber Arbeitskleidung, mit einem Helm auf dem Kopf war er am Montag in den Harburger Hafen gekommen, um bei der Bergung der Schiffe zu helfen, die bei der Vereinigung Harburger Segler unter einem eingestürzten Hallendach begraben worden waren.

Gut eine Stunde zuvor war seine "Sommerliebe" auf einem Trailer in die Werft gebracht worden - mit zerschlagenen Aufbauten und einem Riß im Rumpf. Wie hoch der Schaden ist, ist noch nicht ermittelt. "Wir hatten das Schiff gerade zwei Jahre lang saniert, waren eben fertig", sagt er. Dann macht er sich wieder ans Aufräumen.

Auch auf der anderen Seite des Deiches wird noch immer gearbeitet. Hier, wo beinahe jedes Haus eine Plastikplane auf dem Dach trägt, sind Arbeiter damit beschäftigt, kaputte Dachziegel zusammenzukehren und zerstörte Vorgärten in Ordnung zu bringen. Und an der Blohmstraße, wo die beiden Kranführer ums Leben kamen, wurden noch gestern die Trümmer eines Kranes zwischen zwei Lagerhallen auseinandergeflext. Es kann noch Wochen dauern, bis im Harburger Binnenhafen wieder Normalität einkehrt. Doch die größten Schäden sind eine Woche nach der Katastrophe beseitigt: So konnten nach Auskunft des Stromversorgers Vattenfall alle Blechteile in der Hochspannungsleitung in der Nacht zu Sonntag entfernt werden. In den kommenden drei bis vier Wochen sollen nun neue Leitungen eingezogen werden. Eine Gefahr für das darunterliegende Gebiet bestehe nicht mehr, hieß es.

Die Sperrung der Schloßinsel im Harburger Binnenhafen hat die Polizei bereits am Sonnabend wieder aufgehoben. In den Betrieben kann seitdem wieder wie gewohnt gearbeitet werden. Und auch die Bewohner des Harburger Schlosses konnten am Wochenende in ihre Wohnungen zurückkehren.

Im Bezirksamt Harburg haben sich unterdessen zwölf Firmen und Privatleute gemeldet, die eine Unterstützung aus dem vom Senat zur Verfügung gestellten Sonderfonds von 250 000 Euro beantragt haben. Rund 20 000 davon will das Bezirksamt aber zunächst den Familien der getöteten Kranfahrer als Soforthilfe überweisen. Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg: "Die Familien sind voller Trauer und kaum ansprechbar, wir werden ihnen daher jetzt einen Brief schreiben."

Weitere Hilfen sind für betroffene Unternehmen gedacht. Erhebliche Schäden hatte es bei dem Tornado unter anderem an einer Lagerhalle gegeben, auf die einer der Kräne gestürzt war. Bis zur Auszahlung der Versicherungssumme werde der Bezirk mit Geld aus dem Fonds helfen, so Meinberg. Eine ähnliche Hilfe sei für einen Metallbaubetrieb geplant, der wegen der Sperrung einen empfindlichen Produktionsausfall erlitten hatte. Meinberg: "Wir wollen nicht, daß wegen finanzieller Engpässe ein kleiner Betrieb pleite geht."

Der Gesamtschaden, so die Schätzung von Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg, werde wohl im zweistelligen Millionenbereich liegen.