Startenor: Abendblatt-Reporterin Nataly Bombeck traf den Sänger in New York. Im Sommer ist Konzert am Rothenbaum. Open-Air-Gala am 2. Juli mit Hamburger Symphonikern und Sopranistin Ana Maria Martinez - einziger Solo-Auftritt in Deutschland.

Manhattan, 49th Street zwischen 6. und 7. Avenue. Mitten in New Yorks Theater District feiert Placido Domingo (65) in seinem mexikanischen Fischrestaurant Pampano mit seiner Familie eine erfolgreiche Vorstellung in New Yorks größtem Opernhaus, der Metropolitan Opera.

Am Abend vorher hatte der spanische Tenor vor ausverkauftem Haus Verdis "Rigoletto" dirigiert. In den Hauptrollen die nächste erfolgversprechende Operngeneration: die russische Sopranistin Anna Netrebko als Gilda und der mexikanische Tenor Rolando Villazon als Herzog von Mantua.

Jetzt freut sich der Startenor auf Hamburg. Denn im Sommer kommt Placido Domingo an die Alster. Am 2. Juli, um 19.30 Uhr, gibt er sein einziges Solo-Konzert in Deutschland, wird im Tennis-stadion am Rothenbaum mit den Hamburger Symphonikern und Gastsopranistin Ana Maria Martinez in einer Open-Air-Gala auftreten.

Bei einer Margherita und Taccos mit Guacamole-Dip erzählt der Spanier von seiner Konzert- und Opernsaison und warum er sich besonders auf Hamburg freut. Am Nachbartisch sitzen währenddessen einige Mitglieder seiner großen Familie, freuen sich über die erfolgreiche New Yorker Opernsaison. "Ich liebe New York, wo ich seit 38 Jahren lebe, eine Wohnung in Manhattan habe und seit 38 Jahren an der Met singe und dirigiere. Ich fühle mich zwar überall auf der Welt wohl, aber New York ist meine Heimat", sagt der "König der Oper", wie ihn das amerikanische Magazin "Newsweek" einmal in einer Titelstory bezeichnete. Denn Placido Domingo ist ein Ausnahmekünstler, der nicht nur singt, sondern zugleich Intendant an der Washington National Opera und Los Angeles Opera ist. Darüber hinaus hat er an allen wichtigen Opernhäusern der Welt dirigiert und zählt auch das Dirigat so erfolgreicher Orchester wie die Berliner Philharmoniker, das London - und Chicago Symphony Orchestra zu seinem künstlerischen Schaffen. Es gibt von ihm über 100 Plattenaufnahmen, und er wurde mit elf Grammys ausgezeichnet.

"Aber jetzt freue ich mich erst mal sehr auf Hamburg, wo ich zuletzt vor fünf Jahren war. Hamburg war meine erste deutsche Stadt zu Beginn meiner Karriere als junger Tenor. Daher ist Hamburg ein ganz wichtiger Teil meiner persönlichen Geschichte", sagt Placido Domingo. 1967 bis 1970 hatte er einen Vertrag an der Staatsoper, brillierte als Cavaradossi in "Tosca". Später dirigierte er in Hamburg den "Troubadour", feierte hier 1992 sein 25. Bühnenjubiläum als Othello.

"In Hamburg habe ich eine meiner besten Zeiten verbracht. Hier ist mein Sohn Alvaro in Blankenese aufgewachsen, und ich schätze das enthusiastische Hamburger Publikum sehr. Das Wetter ist zwar oft kalt, das Publikum aber um so wärmer. Mit Hamburg habe ich eine heimliche Romanze", sagt Placido Domingo. Er ist gut aufgelegt, sieht erfrischend jung aus in seiner olivfarbenen Baumwollhose, im Sakko mit Fischgrätmuster und offenem schwarzen Hemd. Gerade hat er zwölf Kilo abgenommen. "Ich lebe einfach bewußter und gesünder. Das ist wichtig, wenn man älter wird, da muß man mehr auf sich achten. Ich trinke viel Wasser, mache täglich ein bißchen Fitness, hebe Gewichte", verrät er.

Aber auch seine Familie hält ihn auf Trab. Ehefrau Marta ist bei vielen Konzerten dabei. Seine Söhne Jose (47, Kaufmann), Placido jr. (39, Komponist) und Alvaro (37, Regisseur und Filmproduzent) treffen ihren Vater häufig. "Ich werde meine Familie mit nach Hamburg bringen, schließlich haben wir dort viele Bekannte und Freunde an der Staatsoper", sagt Placido.

Und dann: "Ich suche dringend noch ein paar Tickets für die WM-Spiele und will mir unbedingt das Viertelfinale in der AOL-Arena anschauen. Für das Endspiel hoffe ich auf Spanien oder Mexiko als Teilnehmer. Aber auch für die Deutschen und Italiener stehen die Chancen gut, Weltmeister zu werden", meint der Fußballfan. Er ist Mitglied bei Real Madrid, war früher ein erstklassiger Mittelstürmer. "Heute spiele ich lieber in der Verteidigung, aber das leidenschaftlich", erzählt Placido Domingo.

Und dann erinnert er sich an das Jahr 1974. Auch damals war Fußball-WM in Deutschland. Die Bundesrepublik spielte gegen die DDR im Volksparkstadion. "Für mich war extra die Vorstellung von "Aida" nach vorne verlegt worden. Als ich fertig gesungen hatte, bin ich ins Stadion gerast. Da hörte ich schon die lauten ,Netzer, Netzer'- und ,Uwe, Uwe'-Rufe. Die Stimmung war unglaublich - besonders, als dann die BRD gegen die DDR 1:0 verlor. Das werde ich nie vergessen", erzählt Placido Domingo und schmunzelt.

Und der Tenor hofft auf ein Wiedersehen mit Staatsoper-Intendantin Simone Young, sagt: "Sie ist eine bewundernswerte Kämpferin, eine tolle Dirigentin, mutige Frau und wirkliche Freundin. Es gibt Pläne, daß ich im Februar 2007 an der Staatsoper gastiere."

"Ich habe mein ganzes Leben an der Oper verbracht. Schon als kleiner Junge habe ich meine Eltern, zwei populäre Zarzuela-Sänger in Spanien, auf ihren Reisen begleitet. Seitdem ist die Oper ein Teil von mir, sie ist mein Leben", sagt Placido Domingo. In seinem Terminkalender stehen Auftritte in London, Tokio, Madrid und eine Operngala in New York. Außerdem gibt er jetzt vier neue Opernaufnahmen heraus. Ein rastloser Placido Domingo? "Nein, ich arbeite nur sehr gerne. Aber vier Stunden vor jedem Auftritt verordne ich mir strikte Ruhe. Ich lese, schlafe oder mache einfach nichts. Und bevor ich auf die Bühne gehe, bete ich. Für die heilige Cäcilia, die Patronin der Musiker und Künstler, und für den heiligen Blasius, Schutzheiliger für Halsleiden und Musiker", sagt er.

Und dann, zum Abschluß, sagt Placido Domingo noch etwas über die junge, nachfolgende Operngeneration, für die er 1993 den jährlichen und größten Gesangswettbewerb, die Operalia, gründete. "Es macht mich sehr glücklich, diese jungen Talente zu fördern. Wenn ich mit ihnen arbeite, möchte ich ihnen Impulse geben." Er meint, wer auf der Bühne stehe, singe für das Publikum, das dann für eine kurze Zeit seine Sorgen vergessen möge. Placido Domingo: "Ich möchte das Publikum weinen oder lachen sehen."

Karten (70 bis 220 Euro) für das Open-Air-Konzert am 2. Juli im Tennisstadion am Rothenbaum gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen und über die Tickethotline: 01805-66 36 61, VIP-Tickets: 0621-150 47 20 oder unter: www.ace-concert.de im Internet.