Prozeß: Amokfahrer angeklagt. Der Elektriker Roland A. fuhr mit 1,4 Promille auf der Osdorfer Landstraße, krachte mit Tempo 100 in einen Jaguar.
Er wollte seine Kollegen abends aus den Elbvororten noch auf den Dom fahren, obwohl er schon nicht mehr ganz nüchtern war. Die ersten Ampeln auf der Osdorfer Landstraße zeigten Grün. Dann begann Roland A. eine Amokfahrt, die Minuten später für zwei Menschen tödlich endete. Knapp ein Jahr nach dem spektakulären Verkehrsunfall in Osdorf auf der B 431 (wir berichteten) muß sich der 48jährige aus Mecklenburg-Vorpommern von morgen an vor dem Amtsgericht Blankenese verantworten. Der Vorwurf: fahrlässige Tötung.
Mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde war Roland A. laut einem Gutachten am 25. November vergangenen Jahres ungebremst in den Jaguar von Hans-Wolfgang M. (64) gekracht. Der 64 Jahre alte Immobilienmakler aus Schenefeld hatte keine Chance, er starb noch am Unfallort an der Ecke Heinrich-Plett-Straße. Seine Frau Gisela (69), die in einem zweiten Auto hinter dem Jaguar her gefahren war, hatte den Unfall mitansehen müssen. Hans-Wolfgang M. hinterließ neben ihr noch zwei erwachsene Söhne. Im Wagen des Rasers starb zudem Michael K. (46), der auf der Rückbank gesessen hatte.
Unfallfahrer Roland A. hatte laut Staatsanwaltschaft 1,4 Promille Alkohol im Blut. Er ist nach Abendblatt-Informationen bereits mehrfach verkehrsrechtlich aufgefallen. Für Montagearbeiten seiner Firma war der Elektriker mit seinen Kollegen Bernd K. und Michael K. nach Hamburg gefahren. Sie wohnten in einer Pension. Die Kollegen hatten bereits einige Biere intus, als sie an jenem 25. November nach einem Fahrer zum Winterdom suchten - und A. sich bereitwillig anbot. Daß er betrunken war, wollen seine Kollegen nicht gesehen haben. Gleich zwei Kreuzungen soll er damals bei Rot genommen haben, dann krachte er - gegen 22.40 Uhr - in den Jaguar.
Als Nebenkläger werden vor Gericht die Witwe Gisela M. und ihre Söhne Patrick und Henrik auftreten. "Sie hoffen auf eine gerechte Strafe, darauf, daß solche Delikte im Straßenverkehr schärfer als bisher sanktioniert werden", sagt Anwalt Eric Persson. Gisela M. hat sich mit ihren Söhnen einer Bürgerinitiative angeschlossen, die sich nach dem Prozeß gegen einen 24 Jahre alten Raser gebildet hatte, der im Juni betrunken und unter Kokain vier Jugendliche bei einem Unfall getötet hatte. Er bekam eine Strafe von drei Jahren und drei Monaten. Ziel der Initiative, die in eine Stiftung umgewandelt werden soll, wird eine generelle Null-Promille-Grenze für Autofahrer sein.