Die Senatspläne zum Verkauf zentraler städtischer Immobilien sind bei privaten Investoren aus aller Welt auf großes Interesse gestoßen. Mehr als 300 potentielle Käufer meldeten bis zum Fristende gestern mittag ihr Interesse am Erwerb von Behördengebäuden in der Hansestadt an. Das sagte der Geschäftsführer der Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsverwaltung (HGV), Dr. Andreas Reuß, dem Abendblatt.

Insgesamt will Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) rund 110 städtische Gebäude, vom Staatsarchiv über Behördengebäude bis zu Abaton-Kino und Ohnsorg-Theater an Privatleute verkaufen. Die Stadt soll sie dann bei Bedarf von den Investoren zurückmieten. Der Senator verspricht sich aus dem Immobiliengeschäft Einnahmen von mindestens einer Milliarde Euro.

In der ersten Tranche, die derzeit zum Verkauf steht, will die Stadt zunächst 39 Gebäude verkaufen. 34 davon sollen als Paket an den Mann gebracht werden. Fünf sogenannte "Premium-Objekte" in der Innenstadt würden auch einzeln verkauft, so HGV-Chef Reuß: die Gebäude der Wirtschafts-, Finanz- und Justizbehörde, die Alte Post und das Finanzamt an der Steinstraße.

Finanzsenator Peiner, Initiator des Verkaufs, zeigte sich erfreut angesichts des regen Interesses an den Nobelimmobilien, die die Stadt verkauft. "Wir sind sehr zufrieden, daß das Investoreninteresse so lebhaft und zahlreich ist, wie wir das erwartet haben", sagte Peiner dem Abendblatt. Und: "Die Anfragen aus dem In- und Ausland kommen zum Beispiel von Finanzinvestoren wie Banken, Versicherungen sowie Fonds oder auch von Privatleuten. Um aus den Anfragen geeignete potentielle Investoren auswählen zu können, werden die Interessenten jetzt vom Projektbüro PRIMO angeschrieben und um eine qualifizierte Bewerbung gebeten. Dadurch wird es möglich, frühzeitig die Finanz- und Ertragskraft und die Motivation der Kaufinteressenten einzuschätzen."

Die SPD hat den Verkauf der Immobilien scharf kritisiert. Ihr Haushaltsexperte Walter Zuckerer sprach von einer "verdeckten Kreditaufnahme". Zudem könne das Geschäft die Stadt teuer zu stehen kommen, wenn die Mietpreise stiegen.

Kritiker hatten Peiner vorgeworfen, der Verkauf verstoße gegen die Haushaltsordnung. Die verbietet die Veräußerung von Vermögensgegenständen, die die Stadt zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt. Aus der Finanzbehörde hieß es dazu auch gestern, man werde der Bürgerschaft eine Änderung der Haushaltsordnung vorlegen, sollte dies nötig sein.