Barkassen: Vor sieben Jahren gründete der 34jährige die “Bergedorfer Schiffahrtslinie“

Die Sicherheit hat Heiko Buhr (34) über Bord geworfen, als er sich entschied, seinen Traum zu verwirklichen. Ermutigt von seiner Frau Nicole (35) kündigte der zweifache Vater 2003 - in einer Zeit, in der kaum jemand Geld für Vergnügen ausgab - seinen Job bei Strom- und Hafenbau, kaufte die dritte Barkasse und widmet sich seitdem ganz seiner "Bergedorfer Schiffahrtslinie".

"Als ich den Kaufvertrag für die ,Serrahn Deern' unterschrieben habe, wußte ich, daß ich ohne Hemd dastehe, wenn jetzt etwas schiefgeht. Denn nebenbei ließ sich der Betrieb nicht mehr bewältigen", sagt der Schiffseigner, der noch heute trocken schluckt, wenn er nach schlaflosen Nächten gefragt wird. Doch der Erfolg hat Heiko Buhr recht gegeben. 20 000 Menschen ließen sich 2004 von ihm und seinen Schiffsführern durch die Vier- und Marschlande fahren - 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

"Hamburg ist mehr als Alster und Elbe", sagt der gelernte Binnenschiffer, der sich auf Fahrten im Osten Hamburgs spezialisiert hat. Eine Besonderheit: Ob Grünkohlfahrt, Italienische Nacht, die Fischmarktfahrt, "schippern & eten" oder die Brunchfahrten - fast immer sind die Kurzreisen mit kulinarischen Genüssen kombiniert.

"Die Leute haben immer nach Essen gefragt. Wir haben dann mit Erbsensuppenfahrten angefangen. Irgendwann hatten wir fünfmal mehr Leute an Bord, wenn wir Essen angeboten haben", sagt Buhr, dessen erste Barkasse "Lütt Elv" - Kleine Elbe, wie die Vier- und Marschländer die Dove Elbe nennen - schnell zu klein wurde. Aus einem Hobby war nach wenigen Jahren ein Zweitjob geworden.

Rückblick ins Jahr 1998: Heiko Buhr ist seit einem Jahr Barkassendisponent bei Strom- und Hafenbau und als solcher verantwortlich für den Einsatz der gut drei Dutzend Barkassen und Schlepper der Hansestadt. Doch dem Binnenschiffer, der seiner Frau zuliebe an Land geblieben ist, fehlt das Fahren.

"Am Ostermontag hatten wir einen Kollegen besucht, der in Brunsbüttel Barkassenfahrten macht. Auf dem Rückweg sagte meine Frau: Das können wir auch. Dann ging alles im Schweinsgalopp. Zu Pfingsten hatten wir schon unsere eigene Barkasse." Rund 100 000 Mark (etwa 51 300 Euro) kostete das 1962 gebaute Schiff. Gefahren wurde nur an den Wochenenden und nach Feierabend, denn Buhr blieb bei Strom- und Hafenbau.

Aber Büfetts konnten auf der "Lütt Elv" aus Platzgründen nicht aufgebaut werden. Ein größeres Schiff mußte her. Per Tieflader holte Buhr 2001 die heutige "Serrahn Star" vom Rhein, ließ sich im Sommer 2002 ein halbes Jahr beurlauben, um selbst fahren zu können. Danach gab es kein Zurück. Als drittes Schiff kam die "Serrahn Deern" hinzu.

Heute beschäftigt Heiko Buhr zehn Teilzeitkräfte und einen Auszubildenden zum Hafenschiffer. Arbeit gibt es genug, denn abgesehen von privaten Charterfahrten wird das reguläre Programm (www.barkassenfahrt.de oder Telefon: 73 67 56 90) der Barkassen mit dem Bergedorfer Heimathafen ständig erweitert.