Parade. Schwule und Lesben gingen trotz Hamburger Schmuddelwetter auf die Straße.

Ein wenig einschüchternd wirken sie schon, die drei Muskelmänner in Kampfanzügen in der U 2 Richtung Innenstadt. Aber als einer von ihnen sich sein pinkfarbenes Handtäschchen über die Schulter wirft, ist klar: Die drei wollen keinen Ärger. Die drei sind auf dem Weg zum 25. Christopher Street Day (CSD) und wollen bloß feiern. Wie rund 22 000 andere Menschen auch, die am Sonnabend beim CSD dabei waren.

Männer in Plateauschuhen, in Nonnentracht, als Schlümpfe verkleidet oder in knallenger Lack- und Lederkluft, die Einblicke auf das Gesäß gewährt - bei der Christopher-Street-Day-Parade ist alles zu sehen, ist alles erlaubt. Victoria Beckham ist auch dabei. Ihren/seinen bürgerlichen Namen will der hochgewachsene Typ in silberner Science-fiction-Kleidung nicht verraten. "Wegen meiner Eltern", sagt er/sie und streicht sich die Schaumstoffmähne aus dem Gesicht. Nur soviel: Die Drag-Queen kommt aus Berlin. Das Hamburger Schmuddelwetter ist egal. "In Hamburg ist der CSD herzlicher, nicht so kommerziell wie in Berlin."

Gegen 12.30 Uhr geht es für die Muskelmänner aus der U-Bahn, für "Victoria" und die anderen los. Der Troß mit rund 20 Wagen setzt sich in Bewegung, zieht von St. Pauli nach St. Georg. Mal dröhnt Techno aus den Boxen, mal schnulzige Oldies. Vorn flattert eine Regenbogenfahne im Wind - das Symbol der Lesben und Schwulen. Dahinter die Schirmherren: Corny Littmann, Theatermann und Präsident des FC St. Pauli, Krista Sager, Grünen-Fraktionssprecherin im Bundestag, und Johannes Kahrs (SPD). Höhepunkt der Parade ist der "Group Hug": 16 000 Menschen liegen sich auf der Mönckebergstraße in den Armen. Weltrekord. "Der CSD soll die Menschen zusammenbringen, egal ob homo- oder heterosexuell", sagt Drag-Queen Olivia Jones. "Einmal im Jahr wollen wir zeigen, daß wir ganz viele sind", sagt Sonja Steiners (31), Kriminalkommissarin aus Ottensen und gibt ihrer Freundin Collja (25) einen dicken Kuß. Die beiden sind frisch verliebt. "Unter Jugendlichen nimmt die Diskriminierung uns gegenüber leider zu", sagt Thomas Malm (30) aus St. Georg - trotz mancher Anfeindung seit zwei Jahren glücklich mit seinem Bernd (41).