Altstimme, C & A, vierter Stock: Stefanie Ansul-Weissner

Wenn's mal länger dauert, singt Stefanie Ansul-Weissner Zarah Leander. Wenn die Leute in der Schlange vor der Toilette bei C & A stehen, singt sie "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen . . ." Dann heißt es aber nicht "und tausend Märchen werden wahr" wie bei Zarah. Bei Stefanie werden "drei Toiletten frei." Steffi ist Hamburgs singende Klofrau. Und wohl die einzige.

Morgens ist es noch ein bißchen ruhiger oben bei den Toiletten in der vierten Etage. Um zehn, wenn Steffi aus Billstedt ihren Dienst beginnt. "Meine Stimme braucht zwei Stunden, bis sie fit ist", sagt sie. Aber dann legt die 34jährige los. Lieder von Joan Baez singt sie. Oder "Night and Day" von Ella Fitzgerald. Wenn es draußen regnet, ist es "On rainy afternoons" von Barbra Streisand, auch mal "Sailing" von Rod Stewart. Oder Zarah Leander.

Da bekommt Ingrid Prill (60) aus Stellingen immer Gänsehaut, weil ihre Mutter früher auch Zarah Leander gesungen hat. ",Nur nicht aus Liebe weinen' das hat meine Mutti auch immer gesungen", sagt Frau Prill. Und dann stimmen Steffi und Frau Prill, die einmal die Woche beim Shoppen vorbeikommt, ein Lied an. "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen . . ." So ist das, bei C & A auf der Kundentoilette. Frau Prill findet das "ganz toll." Und weil Klofrau Steffi so eine Nette ist, eine, die viel lächelt und deren gute Laune ansteckt, kommt sie mit ihren Kunden auch schnell ins Gespräch. Mit Frau Prill plaudert Steffi noch über Männer.

Eigentlich hat Stefanie Ansuln-Weissner Bäckerin gelernt. Zu Hause in Brunninghausen bei Hameln. Sie ist zur Fachoberschule gegangen, hat in Mode-Boutiquen gearbeitet. Und immer gern gesungen. Nicht nur auf Toiletten. Vor kurzem, als sie ihre Gitarre dabeihatte, hat sie in der U-Bahn losgelegt. "Die Leute haben geklatscht", sagt sie und lacht wieder. So doll, daß es ansteckt. Seit zwei Jahren ist sie Toilettenfrau. Kein Traumjob, aber hat auch seine Vorteile. "Ich mache es, weil ich dabei selbständig arbeiten kann. Es ist okay."

Und die Akustik erst! Mit den Fliesen und Kacheln auf der Damen- und Herrentoilette kommt ihre Alt-Stimme richtig gut. So gut, daß zwei Herren sie für ihre Bands engagieren wollten. Noch ist nichts daraus geworden. Aber das wär's. "Es wäre toll, vor Publikum aufzutreten und vielleicht damit etwas nebenher zu verdienen", sagt Steffi. Das Singen ist ihre Leidenschaft. Singen vor großem Publikum ihr Traum.