Fuhlsbüttel: Es begann mit einer Zigarette auf der Bord-Toilette. Dann brach Chaos aus.

Zwei Stunden nicht rauchen - das war offenbar zu viel für den 32-jährigen Gian D. Auf dem Rückflug von Palma de Mallorca nach Hamburg zündete sich der Italiener eine Zigarette auf der Flugzeugtoilette an und sorgte damit für kurzzeitiges Chaos in der Touristenmaschine.

Gian D. und fünf weiteren Männern, die nach dem Vorfall betrunken zu randalieren begannen, drohen nun hohe Geldstrafen.

Freitag hin, Sonntag zurück; Gian D. hatte sich zwei schöne Tage und Nächte auf der spanischen Urlaubsinsel gemacht. Wie zahlreiche andere Passagiere an Bord hatte er den Aufenthalt auf Mallorca genutzt, um kräftig zu feiern. Am Sonntag um 20.05 Uhr hob der Air-Berlin-Flieger mit der Nummer 9747, für den er einen Platz gebucht hatte, in Palma wieder ab in Richtung Alltag. Irgendwann während des bis dahin ruhigen Fluges übermannte den 32-Jährigen dann offenbar die Tabaksucht: Er schloss sich auf der Toilette ein und zündete sich eine Zigarette an. Schon nach wenigen Zügen schlug der Rauchmelder an Bord Alarm. Die Stewardess und einer ihrer Kollegen holten Gian D. vom Örtchen, nahmen ihm die Kippe ab und überredeten ihn, sich wieder an seinen Platz zu setzen.

Fünf weitere Passagiere - offensichtlich schwer angetrunken - gerieten über die Szene laut Polizeibericht in heftige Erregung: Sie begannen zu pöbeln. Ihr Zorn richtete sich jedoch nicht gegen den Raucher, sondern gegen die nüchternen Air-Berlin-Flugbetreuer. Die betrunkenen Deutschen fingen eine Rangelei an. Der Pilot alarmierte den Bundesgrenzschutz in Fuhlsbüttel. Nach der Landung nahmen uniformierte Beamte die Personalien der renitenten Fluggäste auf. Erst nach 30 Minuten durften die übrigen Gäste die Maschine verlassen.

Gian D. und die Randalierer müssen nach Auskunft von Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel mit Anzeigen rechnen: "Unsere Rechtsabteilung prüft das", so Hauptvogel. "Auf jeden Fall werden wir die Personen aber mit einem Beförderungsverbot belegen." Fälle wie dieser seien eher selten. "Unser Personal ist geschult, auch im Umgang mit uneinsichtigen Passagieren."

Für Markus Kirschneck von der Pilotenvereinigung Cockpit ist der Fall vom Sonntag dagegen typisch: "Alkohol, Erschöpfung, viele Menschen auf engem Raum. Da gehen einigen die Sicherungen durch." Die Zahl der Fälle nehme seit Jahren zu, so Kirsch-neck, auch durch die immer größere Zahl der Billigflüge. Die Vereinigung Cockpit fordert seit Jahren, dass Aggressivität im Flugzeug ein Offizialdelikt und somit staatsanwaltschaftlich verfolgt wird: "In anderen Ländern ist das seit Jahren der Fall. Hierzulande gehen Täter wie die beim Hamburger Fall oft straffrei aus." Kirschneck bemängelt, dass die Zahl der Übergriffe von aggressiven Passagieren nirgends erfasst wird. Er weiß: "Es sind erschreckend viele. Doch Fluggesellschaften neigen dazu, das Problem zu verharmlosen." Und das Personal wird immer seltener richtig darauf vorbereitet."