Projekt: US-Generalkonsulin und Bürgermeister einig. Neue Begegnungsstätte soll Beziehungen zwischen den Ländern fördern.

Für die Generalkonsulin der USA in Hamburg, Susan Elbow, ist die Sache klar: "Die jungen Menschen in Deutschland müssen eine neue, eigene Beziehung zu Amerika aufbauen. Dazu bedarf es mehr vermittelnder transatlantischer Kontaktarbeit." Die 47 Jahre alte Diplomatin engagiert sich für ein Kulturprojekt mit Modellcharakter: Ein großes, unabhängiges Amerika-Zentrum, getragen von Sponsoren aus der Wirtschaft, das Kenntnisse über die USA vermittelt, Kontakte herstellt und über Schüler- und Studentenaustausch informiert.

Eine Arbeitsgruppe aus Hamburger Wirtschaftsvertretern, die sich auf Initiative von Bürgermeister Ole von Beust zusammenfand, hat mit Elbow eine Vision entwickelt, die 2006 Wirklichkeit werden soll. In Hamburgs neuer HafenCity soll ein amerikanischer Star-Architekt ein Gebäude errichten, in dem das künftige Amerikazentrum und Niederlassungen deutsch-amerikanischer Firmen ihre Bleibe finden. Elbow betrachtet das geplante Zentrum als eine neue Form der 1997 fast überall in Deutschland geschlossenen Häuser. "Im Gegensatz zu den früheren Amerikahäusern sollen diese neuen Zentren staatlich unabhängige Einrichtungen sein." Die Entwicklung nach den Attentaten vom 11. September 2001 und das getrübte Verhältnis zwischen Deutschland und den USA habe vielen klar gemacht, dass eine aktive transatlantische Öffentlichkeitsarbeit unerlässlich sei.

"1997 dachten wir, der Kalte Krieg ist beendet, alles läuft prima, wir sind beste Freunde, es kommt eine Ära von Frieden und Einstimmigkeit, und es gibt keinen Grund mehr für diese Arbeit", sagt Elbow. Außerdem sei das Geld knapp gewesen, da Amerika viele neue Botschaften im Osten eröffnete. "Durch die jüngsten Entwicklungen ist aber deutlich geworden: Wir müssen nicht nur auf Regierungsebene im Gespräch bleiben, um einander zu verstehen und gemeinsame Positionen zu finden."

Zuverlässige Amerika-Informationen und qualifizierte Beratung bietet in ganz Norddeutschland neben dem kleinen Kennedy-Infozentrum in Kiel derzeit nur die Nachfolgeorganisation des geschlossenen Hamburger Amerika-Hauses, das Amerikazentrum im Curio-Haus. Workshops und Seminare stehen dort auf dem Programm, Sprachkurse sowie Informationen zu Praktika, Sommerjobs und Studienplätzen in USA. Kernstücke sind neben Off- und Online-Datenbanken die beste Sammlung amerikanischer Dokumentarvideos in Deutschland und die größte Bibliothek zu den USA im Norden.

Ein Fundraising-Dinner unter der Schirmherrschaft von Beusts soll am 23. Januar im Festsaal des Rathauses finanzielle Unterstützung leisten. US-Botschafter Daniel Coats wird an diesem Abend den erstmals vom Amerikazentrum zu verleihenden "Hamburg America Friendship Prize" für herausragende Verdienste um die Beziehungen zwischen Hamburg und den USA überreichen.

Erster Preisträger ist die Reederei Hapag Lloyd AG. Nach den Attentaten vom 11. September spendete das Unternehmen rund 770 000 Euro für die Familien der Opfer. (dpa)