Kurt Rödinger gibt seinen Posten beim Bergedorfer Gesprächskreis ab

Als "großartigen Übungsplatz einer offenen Gesellschaft" und als "Trainingslager für alle Disziplinen menschlichen Geistes in Politik, Wissenschaft, Forschung und Kultur" hat Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker den Bergedorfer Gesprächskreis der Körber-Stiftung bezeichnet. Gestern wurde der "Innenminister", "gute Geist", "Vermittler und Initiator" und "Meister der Protokolle" dieser Denkfabrik im Bergedorfer Schloss gefeiert und beklagt: Kurt Rödinger, Geschäftsführer und Koordinator des Gesprächskreises, wurde 65 Jahre alt und geht zeitgleich in den Ruhestand. Rödinger, eine Entdeckung des Unternehmers und Mäzens Kurt A. Körber, hatte 105 der insgesamt 123 Gesprächsrunden dieser Ideenschmiede mit organisiert, die meisten der prominenten Tagungsteilnehmer "akquiriert" und die berühmten Sitzungsprotokolle der Gesprächskreise redigiert und verdichtet, bevor sie an Politiker, Wissenschaftler, Industrieführer und Mächtige dieser Welt verschickt wurden. Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker, der Vorsitzende des Bergedorfer Gesprächskreises, verabschiedete Horst Rödinger mit einem persönlichen "Ritterschlag": "Ihre Protokolle waren wahre Wunderwerke", sagte von Weizsäcker. "Sie haben unseren Horizont erweitert. Wir bleiben Ihnen in tiefer Dankbarkeit verbunden." Christian Wriedt, der Vorsitzende der Körber-Stiftung, die den Gesprächskreis finanziert, feierte Rödinger, der sich 38 Jahre und zehn Monate lang den Herausforderungen und Bewährungsproben dieses einzigartigen Forums gestellt hatte, als einen Mann, der einer Elite "Räume fürs Sprechen, Hören und Zuhören eröffnet" habe. Horst Rödinger wurde 1937 in Hamburg geboren, besuchte das Hansa-Gymnasium in Bergedorf, studierte Betriebswirtschaftslehre, wurde 1963 Mitarbeiter im Gesprächskreis, studierte auf Kurt A. Körbers Betreiben Soziologie und brachte es bis zum Geschäftsführer der Stiftung. Nach Burt Lancasters Motto "So lange man neugierig ist, kann uns das Alter nichts anhaben", wird er dem Gesprächskreis so oder so weiter dienen. Der Bergedorfer Gesprächskreis, dessen Heimstatt das Bergedorfer Schloss war, wird im Herbst dieses Jahres in Berlin ein Projekt-Büro eröffnen. Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker war auch am Abend noch in Hamburg aktiv: In den Kammerspielen stellte er sein neues Buch "Drei Mal Stunde Null" (Siedler Verlag, Berlin) vor.