Das Areal erinnert an einen Museumshafen. Doch wie lange noch? Hotel und Wohnhäuser sind längst geplant.

Irgendwo zwischen den vielen Schiffsrümpfen surrt ein Schleifgerät, das kalte Klirren eines Metallhammers ist zu hören. Woher die Geräusche genau kommen, lässt sich an den Docks der Harburger Jöhnk-Werft aber kaum ausmachen: Selbst wenn man sich mit einem Boot vom Wasser aus nähert, bietet sich ein Blick auf ein Gewirr von Holzmasten, Schornsteinen und Schiffsaufbauten. Der Dreimaster "Fridtjof Nansen" liegt dort, die historische Kreuzeryacht "Artemis". Ein alter Dampfschlepper, rostige Barkassen, eine alte Hadag-Fähre. Hin und wieder auch eine kleine Segelyacht. Weitere Traditionsschiffe dümpeln an anderen Kais in diesem verwinkelten Hafen, der gerade jetzt im Frühjahr an die historischen SchwarzWeiß-Stiche aus dem 19. Jahrhundert erinnert. Wie zu alten Zeiten prägen die Masten von Großseglern das Bild: Längst ist der Harburger Binnenhafen zu einem zweiten, heimlichen Museumshafen Hamburgs geworden.

"Er ist einfach eine Perle", sagt Joachim Kaiser, Geschäftsführer der Stiftung Hamburg Maritim, die hier viele ihrer historischen Schiffe zur Frühjahrsüberholung liegen hat. Gerade in den vergangenen Jahren habe sich dieser Hafen an der Süderelbe zu einem kleinen Zentrum für Traditionsschiffe entwickelt. Hier werden sie renoviert und im Winter wieder fit gemacht. Und je mehr solcher maritimer Schätze wieder zu neuem Leben verholfen wurde, desto mehr füllte sich die frühere Industriebrache wieder mit Leben. "Es ist eben der einzige große Dockhafen an der Elbe", sagt Kaiser. Abgetrennt durch eine Schleuse, können die Schiffe quasi direkt vor die Werkstatttür fahren und dort im geschützten und tidenfreien Hafenbecken liegen. "Als Alternative für Traditionssegler gibt es nur noch teure Werften in Dänemark", sagt Kaiser.

Doch wie lange gibt es diese Nische noch? Wie lange können dort Werften wie die Jöhnk-Werft oder auch die Bootsbauer-Schmiede "Jugend in Arbeit" hier noch werkeln? Der Niedergang der Industrie im Binnenhafen hat schon lange Stadtplaner auf das Areal aufmerksam gemacht. Noch offizielles Hafengebiet, soll die Fläche rund um die Harburger Schlossinsel Teil der Internationalen Bauausstellung werden. Im Bezirk Harburg ist längst ein Bebauungsplan entworfen, der jetzt in die Feinabstimmung geht. In den nächsten zwei, drei Jahren passiert dort ganz viel, sagt Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg (CDU). 18,5 Millionen Euro will die Stadt bis 2013 dort investieren. 4,5 Millionen davon stammen aus dem Konjunktur-programm und sollen bereits in diesem Jahr eingesetzt werden. Ein großer Platz, der Kanalplatz direkt am Hafen, wird von dem Geld erneuert, Kaimauern wieder instand gesetzt. Auf einer Freifläche direkt am Wasser baut ein Elektronikunternehmen seine neue Zentrale und setzt damit die Entwicklung des angrenzenden Hightech-Areals "Channel Harburg" fort. Gegenüber der Jöhnk-Werft ist zudem ein Hotel-Neubau geplant. Und direkt auf der Schlossinsel, die eigentlich nur eine Halbinsel ist, plant der Bezirk einen großen neuen Park, wo heute noch das Lager einer Baufirma untergebracht ist. Die größte Veränderung könnten jedoch neue Wohngebäude bringen, die erstmals wieder in dieses alte Hafenareal gebaut werden sollen. Mehrere Baufelder sind dazu geplant. Das erste Projekt mit etwa 120 Wohnungen soll am alten Hansen-Speicher realisiert werden. Doch Wohnungen und Hotels neben einem Werftbetrieb, geht das gut? "Ja", sagt Bezirksamtsleiter Meinberg. Es werde dazu ein Rahmenkonzept geben, das beides ermöglicht. "Wir wollen hier ein völlig neues Quartier mit maritimer Atmosphäre schaffen", so Meinberg. Auch künftig werde daher weiter an den Schiffen im Hafen repariert, gebe es Plätze für die Großsegler und Museumsschiffe. Meinberg: "Dieser Mix aus Arbeit und Wohnen schafft erst das Flair, das wir hier wollen."