Sechs Monate hat der 26-Jährige trainiert, um seine Muskeln zu stählen. Am Sonnabend hat er sich bei Thomas Gottschalk seinen Traum erfüllt. Jetzt will er seine Schauspielkarriere forcieren. Iris Berben hat er ja schon kennengelernt. Mit Bildern von der Sendung.
Ein älterer Herr mit Schirmmütze brüllt. "Jetzt spiel doch ab!" Wenige Meter neben ihm an der Bande lehnt ein junger Mann, er schreit schon wieder: "Schiri!" Sonntag, 15.15 Uhr, Wilhelm-Rupprecht-Platz, Steilshooper Straße 210. Barmbek-Uhlenhorst gegen Voran Ohe, 150 Zuschauer, Oberliga-Alltag. Wenn auch nicht für Danijel Peric. Der 26-Jährige steht mit Freundin Kim vor der Kabine und schaut seiner Mannschaft zu. Eigentlich sollte er jetzt selbst auf dem Rasen stehen, er gehört zur Stammelf. Doch heute ist er etwas müde. Denn 17 Stunden zuvor sind ihm 15 Autos über den Bauch gefahren.
Sonnabend, 22.50 Uhr, Olympiahalle München. 2000 Zuschauer im Publikum, mehr als neun Millionen vor den Fernsehern. Sie alle halten den Atem an, als Peric sich tatsächlich in die kleine Kuhle legt, 15 Autos über seinen muskelbepackten Bauch fahren lässt - und dabei tapfer "O Sole Mio!" singt. Nach Atem ringend, mit freiem Oberkörper steht er dann neben dem sichtlich beeindruckten Thomas Gottschalk, und eigentlich ist längst klar, dass er der Wettkönig an diesem Abend werden wird. 77 Prozent der Anrufer sehen es genauso.
Wie kommt man nur auf solch eine Idee? "Ich habe ja Stunt-Training gemacht", erzählt Peric. "Und mein Trainer hat mir immer aus Spaß in den Bauch geboxt - hat aber nie wehgetan." Und dann hat Joe Alexander, der Trainer, ihn herausgefordert: "Die Schläge hältst du aus, ein Auto aber nie und nimmer." Da hat er wohl Perics Ehrgeiz unterschätzt. Sechs Monate und Hunderte Trainingsstunden später hat er es dann wirklich getan ...
Mit all den Berühmtheiten bei "Wetten, dass ..?" hat er sich als angehender Schauspieler jedenfalls nicht schwergetan. "Es war eine entspannte und freundliche Stimmung, hinter den Kulissen, mit Maske und Technik hatte ich gleich eine persönliche Ebene", erzählt Peric. Gottschalk habe viel gescherzt. Und ihn zuvor einmal durhaus ernst beiseite genommen. "Er hat nachgefragt, ob ich diese Wette wirklich machen wolle, und als ich Ja gesagt habe, hat er nur 'das ist der Hammer' gerufen", sagt Danijel Peric. Sowieso sei der Umgang mit dem Talkmaster sehr schnell sehr nett gewesen. "Ich habe ihn gesiezt und damit eine höfliche Basis geschaffen." Eher kumpelhaft war Perics Wettpate Franck Ribery. "Er hat mich vor Beginn der Show zur Seite genommen und gefragt, ob das wirklich mein Ernst sei." Und dann sagte er: "Versau es bloß nicht."
Hat er ja nicht. Und war deswegen auf der Party nach der Show auch nicht nur eine Randfigur, sondern mittendrin bei den Superstarts wie dem US-Schauspieler Kevin James und Komiker Mario Barth. Und wie waren die? "Total locker und supernett", versichert der Wettkönig. "Kevin James hat mich beglückwünscht und sich nach den Schmerzen in meinem Bauch erkundigt", sagt Peric.
Und dann war da natürlich noch Iris Berben. "Die ist total super. Kein hochnäsiges Zickengehabe." Peric gerät geradezu ins Schwärmen. "Wir haben lang geredet, ich habe ihr gesagt, dass ich sie als Schauspielerin bewundere und ihre Arbeit toll finde." Und dann habe sie sich "richtig interessiert nach mir erkundigt", versichert er. Trotz ihres Erfolgs sei sie bodenständig geblieben. Ein Charakterzug, der in Schauspielerkreisen ja nicht eben dominant ist.
Nach seinem Ausflug in die Glitzerwelt ist Danijel Peric aber nicht sofort wieder in der Anonymität gelandet - ganz im Gegenteil. Schon vor seinem Abflug aus München am Sonntag um 11:20 Uhr klingeln seine beiden Handys fast ohne Pause - er konnte sich vor Presseanfragen kaum retten. Doch nicht alle haben sich darüber gefreut. Peter Martens, sein Trainer bei BU, zum Beispiel. Denn der Mittelfeldspieler Peric kommt erst zur zweiten Halbzeit, weil der Fernsehstar Peric viele Interviews geben musste. "Er hat viel Selbstbewusstsein, da muss man aufpassen, dass er nicht zum Selbstdarsteller wird", grummelt Martens. Aber dann wird er gleich wohlwollender. "Ansonsten ist Danijel ein guter, sehr umgänglicher Junge, um den ich im Fernsehen echt Angst hatte."
Verraten durfte Danijel übrigens vorher nichts von der Wette, so will es das ZDF. Dass er irgendetwas vorhat, das war aber durchgesickert. Mannschaftskapitän Sebastian Möller-Riepe erinnert sich, dass Perics Hüfte oft ganz blau gewesen war. "Beeindruckend blau." Nicht mal seiner Mutter Tonka hatte Danijel verraten, was genau er eigentlich bei Gottschalk machen wird, obwohl sie mit in der Olympiahalle war. "An diesem Abend war sie mein Glücksbringer", sagt Peric. Seine Freundin Kim, mit der er in einer Zweizimmerwohnung in Wandsbek wohnt, fieberte dagegen mit ihren Freundinnen vorm Fernseher.
"Mama Tonka" ist eben die wichtigste Frau in seinem Leben. Mit ihr kommt er 1989 als Siebenjähriger von Bosnien nach Deutschland, in den kleinen Ort Alfeld bei Hannover. Dort geht er in die Schule, macht sein Abitur und entdeckt seine Sprachbegabung. Neben Deutsch und Serbo-kroatisch spricht der fließend Englisch, Slowenisch und Französisch.
Nach der Schule hat Danijel Peric ein klares Ziel: Schauspieler zu werden. Und so geht er in Hamburg wieder zur Schule: in die Schauspielschule. Dort lernt er auch Joe Alexander, den Stunttrainer, kennen. Der legt ihm dann im September 2008 zum ersten Mal ein Brett auf den Bauch und fährt mit einem Auto drüber. "Da hat es 'knack' gemacht, da dachte ich schon, jetzt ist das Rückgrat durch, war aber nur das Holz", erinnert sich Alexander. Er ist jetzt auch so etwas wie sein Manager und Pressesprecher.
Ach ja: Schmerzt der Bauch eigentlich am Tag danach? "Zwei Autos sind etwas zu tief auf mich gefahren, aber es geht", sagt Peric. Schließlich sei er gerade auf "einer positiven Welle". Und die will er ausnutzen. "Diese Wette soll ein Türöffner in die Schauspielerei sein", räumt er offen ein. "Die Resonanz ist viel stärker als erwartet." Denn jetzt soll mehr kommen als der Auftritt in dem Werbespot für Fertiggerichte und die Nebenrolle in der TV-Serie "SK Kölsch". "Momentan arbeite ich in der Gastronomie und verdiene etwas Geld durch Fußball."
Er schaut jetzt zu seinen Mannschaftskameraden von Barmbek-Uhlenhorst. Die jubeln begeistert - weil sie gewonnen haben. 3:1. Ohne Peric. Dann lassen sie ihn doch noch hochleben - heute als Wettkönig, nicht als Matchwinner. Das haben sie ohne ihn geschafft.