Angesichts der Milliardenverluste und des Jobabbaus seien die Millionen für die Fußball-Werbung nicht vermittelbar.

2,8 Milliarden Euro Verlust machte die HSH Nordbank vergangenes Jahr, 13 Milliarden Euro braucht sie als Hilfe von Hamburg und Schleswig-Holstein, etwa 1100 Mitarbeiter stehen vor der Entlassung - aber gleichzeitig ist sie weiterhin einer der größten Geldgeber des HSV. Das passt nicht zusammen, sagen Politiker aus beiden Ländern und fordern den Ausstieg aus dem Vertrag mit dem Fußball-Bundesligisten.

"Sollte der Vorstand das Sponsoring fortsetzen wollen und gleichzeitig mehr als 1000 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken, müsste er schon eine sehr gute Erklärung haben", sagt Hamburgs SPD-Fraktionschef Michael Neumann. In der regierenden CDU/GAL-Koalition gibt es ähnliche Stimmen: "Dieses Sponsoring war ja vor dem Hintergrund des geplanten Börsengangs der Bank zu sehen", sagt CDU-Finanzexperte Rüdiger Kruse. Dieser Grund falle nun weg. Und dass ein Teil der Staats-Milliarden über Umwege dem HSV zufließen, sei nicht vermittelbar. Kruse: "Wenn wir als Stadt Sportförderung machen wollen, können wir das direkt tun."

Für GAL-Fraktionschef Jens Kerstan ist das zwar angesichts der Schieflage der Bank noch ein "Nebenkriegsschauplatz", aber "zu gegebener Zeit" werde es ein Thema sein. Joachim Bischoff (Linke): "Ein derart angeschlagenes Unternehmen muss sich Gedanken machen, ob und wo es Sponsoring macht. Auch wenn der Sport nicht unbedingt als Erster darunter leiden muss, kann sich die HSH das eigentlich nicht mehr leisten."

Seit Juli 2007 heißt das Stadion des HSV "HSH-Nordbank-Arena" (vorher AOL-Arena), bis 2013 läuft der Vertrag, der dem Verein insgesamt etwa 25 Millionen Euro einbringt. Doch wie Bank und Klub bestätigen, gibt es für beide Seiten die Option, 2010 die Zusammenarbeit zu beenden. Ob diese Option gezogen wird, werde im Sommer entschieden, teilte die Bank mit. HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann glaubt daran: "Wir haben eine sehr gute und vertrauensvolle Partnerschaft mit der HSH Nordbank. Wir gehen davon aus, dass der Vertrag bis 2013 Bestand hat."

Die Belegschaft der Bank sieht das HSV-Sponsoring hingegen mittlerweile kritisch. Das habe eine interne Umfrage ergeben, so Betriebsratschef Olaf Behm: Auf die Frage, wo sie noch Einsparpotenzial sehen, hätten viele Mitarbeiter geantwortet: "Bei der HSH-Nordbank-Arena!"

In Schleswig-Holstein ist die Interessenlage etwas gespalten. FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki fordert, den Arena-Vertrag auslaufen zu lassen ("Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das verlängert"), ebenso SSW-Fraktionschefin Anke Spoorendonk, die etwas spöttisch auf die Global-Player-Strategie der Bank verweist. "Bei dem Kundenstamm der HSH Nordbank ist ja nicht zu befürchten, dass die Beendigung des Sponsorings sich negativ auswirkt." SPD-Fraktionschef Ralf Stegner hingegen will zwar eine Überprüfung aller HSH-Aktivitäten, sagt aber: "Für eine regionale Bank ist ein Engagement in der Region wichtig und richtig." Hintergrund: Die Nordbank gehört zu den Hauptförderern der Kieler Woche, ist ein Hauptsponsor des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF), unterstützt die Kieler Kunsthalle und das Schloss Gottorf. Ihren Rückzug müsste die öffentliche Hand finanziell auffangen.

Den HSV würde der Verlust des Stadion-Sponsors hart treffen. "In der jetzigen wirtschaftlichen Situation scheint es fast unmöglich, einen ähnlichen Millionenbetrag für den Stadionnamen akquirieren zu können - außer HSV-Hauptsponsor Emirates übernimmt auch noch dieses Paket", sagt ein führender Hamburger Sportvermarkter dem Abendblatt. Er sei da aber skeptisch: "Das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Stadionnamen stimmt nicht. Für viele Fußball-Fans ist das HSV-Stadion immer noch das gute alte Volksparkstadion."