Der Mann weiß zu überzeugen. Verbindet sein Können mit der Lässigkeit eines selbstbewussten 28-Jährigen. Dazu dieses unverschämt gute Aussehen. Eine...

Der Mann weiß zu überzeugen. Verbindet sein Können mit der Lässigkeit eines selbstbewussten 28-Jährigen. Dazu dieses unverschämt gute Aussehen. Eine Mixtur aus Brad Pitt und Kurt Cobain. Ja, auf David Garrett wartet man gerne. Denn es lohnt sich.

Der Violinvirtuose war zu Besuch in Hamburg. Im Empire Riverside Hotel wollte er über sein neues Album "Encore" und die Tournee sprechen - und verspätete sich. Flug verpasst. Irgendwie exemplarisch für diesen jungen Künstler, der derzeit mit seinen Cross over-Interpretationen die gesetzte Welt der Klassik durcheinander wirbelt. Garrett, Sohn einer amerikanischen Primaballerina und eines deutschen Juristen, hält nichts von Regeln. Das gilt für seine Musik. Und für ihn.

Die langen blonden Haare im Zopf, Kapuzenpulli, weite Jeans, so nimmt er zum Gespräch Platz. "Für mich sind die Crossover-Stücke Mittel zum Zweck. Ich möchte damit Leute für das Instrument und Klassik interessieren", sagt er. Das scheint ihm zu gelingen. Seine Konzerte sind meist ausverkauft. Am 29. Januar tritt er in der Color-Line-Arena auf. Zusätzlich zu seinen Crossover-Projekten nimmt er klassische Violinkonzerte auf. Erfolgsrezept? Er zuckt mit den Schultern. "Ich verstelle mich nicht, habe viel Energie."

Der in New York lebende Geiger ist ein Heimatloser. Sein Zuhause nennt er zwar Manhattan, wo er studierte, ansonsten ist er nur auf Reisen. "Seit zwei Jahren hatte ich keinen freien Tag." Auftritte, Studioarbeiten, tägliche Proben. Selbst am frühen Morgen. Manch Damenbesuch ist dadurch in den Genuss eines Privatkonzertes gekommen. Das ist momentan dem Model Tatjana Gellert vorbehalten, seiner Freundin, die bei einer Hamburger Agentur unter Vertrag ist.

Doch darüber will er nicht sprechen, lenkt das Gespräch zurück zu dem, was sein Leben bestimmt, seit er vier ist. David Garrett war, was man Wunderkind nennt. Er debütierte mit zehn, vier Jahre später hatte er einen ersten Plattenvertrag. Sieben Stunden täglich Üben. Der Druck und die Erwartungen der Eltern kamen dazu. "Ich habe viel investiert, wenig Kindheit gehabt. Wenn Geigenspielen nicht das gewesen wäre, was ich machen wollte, hätte ich alles für nichts gemacht", erzählt er. Aber, bekennt er, eine "Ecke" habe er schon abbekommen.

Seine Fans lieben ihn für seine Versionen von Hits wie Michael Jacksons "Smooth Criminal". Kritiker dagegen werfen ihm vor, als klassischer Geiger zu kommerziell zu sein, das Image des schönen, rebellischen Virtuosen auszuschlachten. "Ich habe ein festes Standbein in der klassischen Musik. Kein Orchester lädt dich ein, weil du nett aussiehst", so Garrett. Nur Qualität überzeuge. Und überzeugen, das kann er.