Die Vorstände der ums Überleben kämpfenden HSH Nordbank sollen künftig maximal 500 000 Euro im Jahr verdienen. Einen Bonus (2007 immerhin vier...

Die Vorstände der ums Überleben kämpfenden HSH Nordbank sollen künftig maximal 500 000 Euro im Jahr verdienen. Einen Bonus (2007 immerhin vier Millionen Euro für fünf Personen) soll es gar nicht mehr geben - das sieht das Rettungskonzept der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein vor. Was jedoch kaum bekannt ist: Auch der Aufsichtsrat wurde teilweise erfolgsabhängig bezahlt. Von den 552 022 Euro, die 2007 insgesamt an die 20 Kontrolleure gezahlt wurden, waren 84 962 Euro "variabler Bestandteil", wie die Bank auf Abendblatt-Anfrage erklärte. Dessen Zahlung hängt davon ab, "ob eine Dividende ausgeschüttet wird", so der Geschäftsbericht. Konkret bedeutet das: Als der Aufsichtsrat den Vorschlag des Vorstands abnickte, eine Dividende auszuschütten, belohnte er sich damit auch selbst - mit gut 4000 Euro pro Kopf.

Für den SPD-Landesvorsitzenden Ingo Egloff Anlass zu Kritik: "Es besteht die Gefahr, dass Aufsichtsräte ihrer Aufgabe nicht nachkommen, wenn sie erfolgsabhängig bezahlt werden. Denn schließlich sollen sie ja gegebenenfalls risikoreiche, für die Eigentümer untragbare Geschäfte unterbinden." Und riskante Geschäfte machte die Nordbank mehr als ihr gut tat: 2008 rutschte sie mit 2,8 Milliarden Euro ins Minus, Hamburg und Schleswig-Holstein müssen jetzt insgesamt 13 Milliarden Euro bereitstellen, um die Bank zu retten.

"Ich glaube nicht, dass die erfolgsabhängige Bezahlung den Aufsichtsrat unkritischer gemacht hat", sagt CDU-Finanzexperte Rüdiger Kruse. Grundsätzlich sollte man diese Praxis aber nach der Neuwahl des Kontrollgremiums - die Amtszeit läuft Ende April ab - einstellen. Kruse: "TÜV-Kontrolleure erhalten ja auch keinen Bonus, wenn sie möglichst viele Autos durch den TÜV bringen." Das sieht auch Joachim Bischoff (Die Linke) so und fordert, "die ganze Besoldungsstruktur" zu ändern.

Die variable Vergütung von Aufsichtsräten ist in Deutschland weit verbreitet, wird aber durchaus kritisch gesehen. So veranstaltete die Wirtschaftsberatungsagentur KPMG, die auch die Zahlen der HSH Nordbank prüft, im Herbst einen "Runden Tisch" zu dem Thema. Dabei wurde unter anderem eine kritische Studie präsentiert: "Der Erfolg des Unternehmens ist nur schwer auf die Aufsichtsratstätigkeit zurückzuführen", hieß es dort. Auch von einer "Gefahr, dass der Aufsichtsrat seine Kontrollfunktion vernachlässigt", war die Rede.

Vorsitzender des HSH-Aufsichtsrats ist der frühere Hamburger Finanzsenator Wolfgang Peiner. Ferner gehören sein Nachfolger Michael Freytag und dessen Kieler Amtskollege Rainer Wiegard (alle CDU) dem Gremium an - wobei Regierungsmitglieder für ihre Kontrolltätigkeit nichts bekommen, ihr Salär fließt direkt in die Landeshaushalte. Ähnlich geht es Berthold Bose, der für die Gewerkschaft Ver.di im Aufsichtsrat sitzt und sein Gehalt an die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung abführt. Daher sehe er den erfolgsabhängigen Bonus "leidenschaftslos". Aber: "Wenn wir den Aufsichtsrat neu gestalten, kann das raus."