Nach dem verheerenden Einsturz des Kölner Stadtarchivs wollen die Archive von Hamburg, Bremen und Lübeck den verzweifelten Kölner Kollegen helfen.
Nach dem verheerenden Einsturz des Kölner Stadtarchivs wollen die Archive von Hamburg, Bremen und Lübeck den verzweifelten Kölner Kollegen helfen. Laut Udo Schäfer, Direktor des Hamburger Staatsarchivs, habe Hamburg unter anderem angeboten, "Bergungspersonal" zur Verfügung zu stellen, das bei der Rettung der verschütteten Schätze helfen könnte. Ob diese Unterstützung nötig sein wird, ist zurzeit noch unklar. Wahrscheinlicher ist, dass Köln von Hamburgs Angebot Gebrauch machen wird, die hiesige Restaurationswerkstatt zu nutzen. Dafür seien zwei Restauratorinnen abgestellt. Mehr noch: Die Hilfe für Köln hat Priorität, die internen Arbeiten sollen nötigenfalls zurückgestellt werden. Schäfer bezeichnet das Unglück von Köln als "eine Katastrophe, deren Folgen weit über die Stadt und das Rheinland hinausreichen". In Köln waren wichtige Schriften zur Hansegeschichte verwahrt, und laut Schäfer sind auch Dokumente mit Hamburgbezug verschüttet. Die wertvollsten sind wahrscheinlich Kontorbücher aus Flandern ab dem 13. Jahrhundert. Darin finden sich Hinweise auf einen Hamburger Ratsherrn, der die ersten Privilegien für die Hanse mit ausgearbeitet hatte. Anders als bei einem normalen Hauseinsturz sind die Kellerräume, in denen diese einzigartigen Dokumente lagern, besonders in Mitleidenschaft gezogen worden. Schon jetzt steht fest, dass eindringendes Grundwasser sie angreift. Hinzu kommen mögliche Schäden durch flüssigen Beton, der zur Sicherung in den Kölner Krater eingefüllt wird. Das nasse Papier könnte in Hamburg durch Gefriertrocknung gerettet werden. Ironie des Schicksals: Erst vor Kurzem hatte der Kölner Kulturdezernent Georg Quander das moderne Hamburger Staatsarchiv besichtigt, um sich Anregungen für einen geplanten Neubau des Kölner Archivs zu holen.
Der Einsturz des Kölner Archivs hat aber noch andere weitreichende Folgen für Hamburg. Um ein Unglück wie in Köln zu verhindern, sollen nun alle Museen und sonstigen "Kulturgut bewahrenden Einrichtungen" auf ihre Standsicherheit überprüft werden. Die Koordinierung dafür obliegt dem Staatsarchiv. Udo Schäfer kündigte an, dass dazu alle betreffenden Gebäude untersucht werden sollen. Unter anderem wird es Begehungen geben, werden Baupläne und die Verläufe von Siel- und U-Bahn-Strecken geprüft. Auch ist eine Einsatzgruppe geplant, über die Hilfe für die Hamburger Einrichtungen koordiniert werden könnte. Bisher gibt es Notfallpläne nur für einzelne Häuser.