Die Ehrenbürgerin der Stadt und engagierte Naturschützerin wurde heute vor 90 Jahren geboren. Ihre Feier muss aber ausfallen. Bilder der engagierten Ehrenbürgerin.

Sie gehört zu den beliebtesten Hamburgerinnen - und sie ist ihrer Geburtsstadt immer treu geblieben. Doch ausgerechnet an ihrem 90. Geburtstag liegt Hannelore "Loki" Schmidt flach - eine Virusinfektion. Die für heute geplante große Feier in der Albert-Schweitzer-Schule wird nachgeholt, verspricht einer der Organisatoren, Altbürgermeister Peter Schulz. "Lokis" bewegtes Leben - neun Jahrzehnte im Überblick:

Die 20er-Jahre : Loki Schmidt wächst in einer einfachen Wohnung an der Schleusenstraße in Hammerbrook auf, später zieht die Familie nach Hamm um. Ab 1925 besucht sie die Grundschule Burgstraße, ab 1929 die Lichtwarkschule am Stadtpark.

Die 30er-Jahre : Loki macht 1935 die Mittlere Reife und 1937 das Abitur. Mit ihrem Mitschüler Helmut Schmidt verbindet sie eine kumpelhafte Freundschaft. 1935 tritt sie in den Bund Deutscher Mädchen (BDM) ein, 1937 in den Arbeitsdienst. Im BDM-Orchester spielt sie Bratsche. Als ihr Vater 1932 arbeitslos wird (die Mutter arbeitet als Näherin) kümmert sich Loki nebenbei um ihre drei jüngeren Geschwister Rose, Linde und Christoph. Ab 1938 studiert sie Pädagogik für Volks- und Mittelschulen im Schnelldurchlauf, in einem Semester besucht sie 48 Stunden pro Woche Vorlesungen und Seminare.

Die 40er-Jahre : Die junge Horner Lehrerin muss 1940 für zehn Monate mit ihrer Klasse in die Kinderlandverschickung. Nach einem psychischen Zusammenbruch nimmt sie 1941 einen Kurzurlaub und trifft sich mit Helmut Schmidt in Berlin. Aus der Jugendfreundschaft wird Liebe, im Juni 1942 heiraten die beiden. Nach den Großangriffen auf Hamburg zieht sie 1943 nach Bernau, nahe Berlin, in ein kleines Zimmer, um in der Nähe ihres Mannes zu sein. Ihr 1944 geborener Sohn stirbt Anfang 1945. Im Februar flüchtet sie mit ein paar Habseligkeiten aus Berlin vor den herannahenden Russen und schlägt sich nach Neugraben durch. Unmittelbar nach Kriegsende fängt sie wieder an zu arbeiten - zunächst in einem Harburger Kinderheim. Im Spätsommer '45 kommt ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft zurück und beginnt ein Studium. Loki Schmidt kommt für den Familienunterhalt auf. 1947 wird die Tochter Susanne geboren.

Die 50er-Jahre : Die Familie bewohnt zunächst in Othmarschen eine Villenetage, die sie sich mit zahlreichen anderen Bewohnern teilen muss. 1952 ziehen die Schmidts nach Barmbek - in ihre erste eigene Wohnung. Loki arbeitet als Lehrerin seit 1949 an der Schule Hirtenweg/Othmarscher Kirchenweg. Helmut Schmidt wird Leiter des Amtes für Verkehr und kommt in den Bundestag. Das Geld ist noch immer relativ knapp. Loki führt Haushaltsbuch, verdient netto 250 Mark im Monat. 1955 muss sie das Staatsexamen nachholen.

Die 60er-Jahre : Die Schmidts beziehen 1961 ihr Haus am Neuberger Weg, in dem sie noch immer wohnen. Loki Schmidt wechselt an die Schule Eberhofweg in Langenhorn. Die finanzielle Lage entspannt sich, als Helmut Schmidt 1961 Innensenator wird.

Die 70er-Jahre : Helmut Schmidt wird Verteidigungsminister. Loki Schmidt muss ihren geliebten Beruf auf Druck der Behörde ganz aufgeben, weil sie nicht länger beurlaubt werden kann. Darüber ist sie noch heute verärgert. Der Lebensmittelpunkt der Schmidts verlagert sich stärker nach Bonn, wo Loki Schmidt sich unter anderem um die Soldatenfamilien kümmert. Als Kanzlergattin (ab 1974) ist Loki Schmidt täglich mehr als zehn Stunden mit Repräsentationsaufgaben beschäftigt. In den Ferien geht sie mit Forschern der Max-Planck-Gesellschaft auf Reisen.

Die 80er-Jahre : Nach dem Ende von Helmut Schmidts Kanzlerschaft (1982) widmet sich Loki Schmidt verstärkt dem Naturschutz. 1976 hatte sie die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen gegründet, aus der 1986 die "Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen" wurde - auch "Loki-Schmidt-Stiftung".

Die 90er-Jahre bis heute : Die Zeit der Ehrungen: Zu ihrem 80. Geburtstag erhält Loki für ihre Verdienste um den Pflanzen- und Naturschutz von der Universität Hamburg den Professorentitel. Außerdem ist sie Ehrendoktor der Akademie der Wissenschaften Sankt Petersburg und der Uni Hamburg. Nach ihr werden zwei Pflanzen und ein Skorpion benannt. Sie veröffentlicht zwei Bücher über ihr Leben und wird 2009 Hamburgs Ehrenbürgerin.